Innovation

Dussmann - vom Junggesellen-Heimpflegedienst zum Weltkonzern

Ganz klein angefangen, heute riesig - Dussmann setzt auf Transformation im Verbund von Familienunternehmen. Sein Geld verdient der Konzern vor allem mit Gebäudetechnik, Gebäudereinigung, Sicherheitsdiensten, Food Services, technischem Anlagenbau, Cybersecurity, Seniorenpflege- und betreuung sowie Ganztagsbetreuung von Kindern.

Philipp Conrads, Vorsitzender der Geschäftsführung der Dussmann Service Deutschland GmbH

Am Anfang stand eine simple, aber clevere Idee. Welcher Junggeselle hat schon Lust, seine Wohnung zu putzen? Im Schmutz leben will er aber auch nicht und schon gar nicht mit zerknitterter Kleidung zur Arbeit oder zum Date gehen. Peter Dussmann, damals 25, war die Geschäftsidee etwas wert. Er nahm einen Kredit über 2.000 D-Mark auf und startete in München durch. Sein „Heimpflegedienst für Junggesellen“ lief so gut, dass er nicht lange selbst putzen, waschen und Blumen gießen musste. Er stellte Mitarbeiterinnen ein und konzentrierte sich auf gewerbliche Objekte. 

Als das 1963 gegründete Unternehmen 34 Jahre später seinen Firmensitz von München nach Berlin in die Friedrichstraße verlegte, blieben Flächen in der neuen Hauptverwaltung ungenutzt. Dussmann nutzte sie, um ein mehrstöckiges Kulturkaufhaus aufzubauen, heute Europas größtes Medienkaufhaus und für viele das Erste, woran sie denken, wenn der Firmenname fällt. 

Doch Bücher, Musik und Filme steuern nur einen kleinen Teil zum Umsatz des international aufgestellten Dienstleistungsunternehmens bei, das zuletzt 3,3 Mrd. Euro mit rund 70.000 Mitarbeitenden weltweit erzielte. Für Philipp Conrads, Vorsitzender der Geschäftsführung der Dussmann Service Deutschland GmbH, ist „Innovation klarer Bestandteil des bisherigen Erfolgs und der neuen Unternehmensstrategie Road to 2030“. Mit vielen Kunden bestehen langjährige Geschäftsbeziehungen. „Da können wir natürlich nicht warten, bis der Kunde, der Dienstleistungen outsourct, ruft. Vielmehr bieten wir an, kontinuierlich Prozesse zu optimieren“, so Conrads.

Mehrwert für den Kunden Im Vordergrund stehen dabei Prozessinnovationen, die zwar grundsätzlich bekannt, aber noch nicht beim Kunden im Einsatz sind und ihm einen großen Mehrwert bringen. Bei einem Halbleiterproduzenten etwa seien in dessen Reinräumen die Reinigungsabläufe so verbessert worden, dass sehr viel Zeit gespart wird, ohne die hohen Sicherheitsanforderungen zu gefährden. Im Mittleren Osten habe Dussmann mit einem Partner einen Reinigungsroboter entwickelt, um Lüftungsanlagen in Einkaufszentren effizient zu reinigen. 

Innovation ist klarer Bestandteil des bisherigen Erfolgs und der neuen Unternehmensstrategie Road to 2030.“
Philipp Conrads Vorsitzender der Geschäftsführung der Dussmann Service Deutschland GmbH

„Das ist keine Raketentechnologie“, erläutert Conrads, „aus Sicht des Kunden gleichwohl ein großer Fortschritt.“ Doch für manche neuen Geschäftsfelder ist selbst ein großes Unternehmen  allein zu klein. Um möglichst viele Dienstleistungen aus einer Hand anbieten zu können, stieg Dussmann deshalb vor zwei Jahren mit dem israelischen Joint-Venture-Partner Code Blue Ltd. in den Bereich Cybersecurity ein und verband so das Know-how von Dussmann im Bereich der physischen Sicherheitsdienste mit der Expertise des Partners. 

Um noch agiler zu werden, sucht der Konzern die Nähe zu innovativen Start-ups und rief zudem vor vier Jahren das Food Service Innnovation Lab ins Leben, das innovative Konzepte für gastronomische Betriebe entwickelt, die nachhaltig und gleichzeitig wirtschaftlich sinnvoll sind. Um die Einbindung in das Innovations-Netzwerk Berlin kümmert sich die Abteilung Group Innnovation Management.

Dussmann, das größte Familienunternehmen Berlins, trat zudem als eines der ersten Mitglieder dem Berliner Maschinenraum am Prenzlauer Berg bei, einem Ökosystem von Familienunternehmen für Familienunternehmen. Gegenseitig unterstützen sich die Unternehmen in allen Kernbereichen der Transformation, indem sie Erfahrungen, Wissen, Ressourcen und Fähigkeiten miteinander teilen.