Reise in die Vergangenheit

Deutschlandmuseum lockt mit immersiven Erlebniswelten

Das mehrfach ausgezeichnete Deutschlandmuseum lockt Besucher mit interaktiven Szenerien und Spezialeffekten sowie nach didaktischen Gesichtspunkten ausgewählten Exponaten. Nur für Langeweile ist kein Platz.

Ein Mann sitzt auf dem Kopf eines Museumsexponats.

Robert Rückel setzt im Deutschlandmuseum auf spektakuläre Effekte.

Was er neben seinem Deutschen Spionagemuseum am Leipziger Platz präsentieren wollte, sollte ein Geschichtsmuseum der Superlative werden: einzigartig und spektakulär. Robert Rückels Vorhaben fußte auf einschlägigen Erfahrungen: „Als Museumsfan hatte ich meine Familie schon oft in diverse Geschichtsmuseen geschleppt“, sagt er, „und meistens waren die Kinder sehr schnell gelangweilt, weil die meisten Museen zwar tolle Exponate zeigen, aber keine Geschichten erzählen.“ Ihm sei schnell klar geworden, dass er dafür auf immersive Welten setzen musste – die Besucher des neuen Deutschlandmuseums sollten mit modernster Technik eintauchen können in die historischen Epochen, sollten 2.000 Jahre deutsche Geschichte sehen, hören, fühlen und sogar riechen können.

Wir haben überlegt, welche Objekte gezielt die didaktische Erzählung unterstützen können, und dann haben wir gesucht – in Aktionshäusern, bei Sammlern und in anderen Museen.“
Robert Rückel Geschäftsführer Deutschlandmuseum

„Das konnte mir kein normaler Museumsgestalter bauen, weshalb ich mich in der Film- und Freizeitpark-Branche umgeschaut habe.“ So stieß Rückel auf Chris Lange vom Creative Studio Berlin, der schon die Wasserwelt Rulantica und andere Attraktionen des Europa-Parks in Rust entwickelt und für Shrek’s Adventure in London sowie den Imagicaa Theme Park im indischen Mumbai gearbeitet hatte. Unter der Leitung von Geschäftsführer Robert Rückel und Art Director Chris Lange konzipierte ein Team von Historikern und Pädagogen, von Designern der Berliner Agentur Bänfer Kartenbeck und Storytellern der Dresdener Ravir Film das vor zwei Jahren eröffnete und bereits mehrfach ausgezeichnete Deutschlandmuseum. Als erstes deutsches Museum bekam es 2024 in Los Angeles den Thea Award, den Oscar der Entertainment-Branche, und in einer Umfrage der Deutschen Zentrale für Tourismus wurde es zum beliebtesten Museum des Landes gewählt. 

Auf einer Fläche von 1.400 Quadratmetern kann in zwölf Erlebniswelten 2.000 Jahre deutsche Geschichte goutiert werden, in interaktiven Szenerien mit Spezialeffekten – von den Germanen übers Mittelalter, die Reformation und die Aufklärung, das Kaiserreich, die Weimarer Republik, den Nationalsozialismus bis zur deutschen Teilung und der Wiedervereinigung. Ausgestellt werden auch Exponate aus den historischen Epochen, darunter ein Richtschwert aus dem 12. Jahrhundert oder eine originale Sonnenbrille, wie sie die Angeklagten in den Nürnberger Prozessen nach dem Ende Hitler-Deutschlands trugen. „Wir haben überlegt, welche Objekte gezielt die didaktische Erzählung unterstützen können“, erklärt Robert Rückel, „und dann haben wir gesucht – in Aktionshäusern, bei Sammlern und in anderen Museen.“

Tickets
208.000
Besucherinnen und Besucher
zählte das Deutschlandmuseum 2024, die Tickets kosten zwischen 11 und 23 Euro, ermäßigt 8 bis 16 Euro
Förderung
13.018.776
Gäste
verzeichneten alle landesgeförderten Berliner Museen, Einrichtungen der Bildenden Kunst und Gedenkstätten 2024

Die Eintrittspreise – zwischen 11 und 23 Euro, ermäßigt 8 bis 16 Euro – werden bei Online-Buchung dynamisch ermittelt. „Das System des Berliner Ticketing-Anbieters Attractix nutzen wir bereits seit 2022 im Spionagemuseum“, sagt Rückel. „Durch automatisiertes Dynamic Pricing erhält jeder Zeit-Slot einen anderen Preis, je nach Saison, Wetter, Auslastung und Abstand zwischen Buchungszeitpunkt und Besuchsdatum.“ Geöffnet hat das Museum täglich von 10 bis 20 Uhr. „Jeder kann innerhalb der Öffnungszeiten so lange bleiben, wie er möchte – konzipiert ist die Ausstellung auf eine Stunde Besuchszeit, die meisten bleiben 80 Minuten.“ Im vergangenen Jahr wurden rund 208.000 Besucher gezählt, davon 37 Prozent aus der Region, 43 Prozent Touristen aus Deutschland und 20 Prozent aus dem Ausland. Für das Deutschlandmuseum und das benachbarte Spionagemuseum arbeiten um die 50 Beschäftigte – Historiker genauso wie andere Spezialisten, aber auch viele, die für die Betreuung der Besucher zuständig sind. Geschäftsführer Rückel kann dabei auf Synergien bauen: „Unsere Techniker zum Beispiel kümmern sich um beide Museen, auch die Reinigungskräfte pendeln tagsüber zwischen allen WC-Anlagen hin und her.“ Und: Es gibt rabattierte Kombitickets, wenn Gäste beide Museen besuchen wollen.