Strafabgabe für alle Berliner Unternehmen droht!

Ab 2027 droht die Ausbildungsplatzabgabe.

Das Gesetz würde jedes Unternehmen zusätzlich belasten ohne die eigentlichen Probleme auf dem Ausbildungsmarkt zu lösen. Statt mehr Ausbildung drohen mehr Bürokratie, Klagen und Unsicherheit.

Fokus Digital Health

Careloop: Mit KI ausländische Pflegekräfte durch den Behörden-Dschungel navigieren

Das Berliner Start-up Careloop Klett rekrutiert und qualifiziert Pflegekräfte aus dem Ausland. Besonders hilfreich: Technik übernimmt einen Großteil der Interaktion mit der Verwaltung.

Zwei Männer in lässiger Kleidung sitzen auf einem Tisch in einem Raum mit gelbem Boden und weiß-beiger Wandgestaltung.

Die Careloop-Gründer Alexander Lundberg (l.) und Matti Fischer

Fast zeitgleich machten Alexander Lundberg und Matti Fischer die gleiche frustrierende Erfahrung: Beide suchten für ihre Großväter Unterstützung bei der Pflege – und scheiterten. „Es war unmöglich, etwas zu finden“, erinnert sich Fischer, der eine stationäre Einrichtung suchte, während Lundberg eine ambulante Pflege organisieren wollte. Die beiden Schulfreunde aus Berlin-Charlottenburg machten daraufhin aus der Not eine Tugend und gründeten im September 2019 das Start-up Careloop.

Eine Million fehlende Pflegekräfte bis 2030

„Derzeit fehlen rund 250.000 Pflegekräfte“, erklärt Alexander Lundberg. „Und bis 2030 gehen die Prognosen von 500.000 bis zu einer Million aus.“ Die Lösung der beiden Careloop-Gründer: Pflegekräfte im Ausland finden, nach Deutschland bringen und hier qualifizieren.

Doch wer Pflegekräfte aus dem Ausland rekrutieren und nach Deutschland bringen will, steht vor einer bürokratischen Herausforderung. „Wir müssen an vier Behörden vorbei“, beschreibt Lundberg den Prozess: Ausländerbehörde, Bundesagentur für Arbeit, Anerkennungsstelle und Botschaft reden dabei mit. „Alle Anträge müssen mit beglaubigten und übersetzten Dokumenten nachgewiesen werden, was mit einem unglaublichen bürokratischen Aufwand verbunden ist.“

KI-Plattform für die Pflegebranche

Genau hier setzt Careloop an: Das Unternehmen mit 30 Mitarbeitern hat eine IT-und-KI-Plattform entwickelt, die Pflegekräfte und Arbeitgeber zusammenbringt. Kandidaten mit mindestens B1-Sprachniveau werden für den Pool freigeschaltet. Arbeitgeber können ihnen dann Interviewangebote machen, und die Bewerber erfahren bereits zu diesem Zeitpunkt alle Details zum Jobangebot.

Nach erfolgreicher Jobzusage übernimmt Careloop alle administrativen Prozesse. Diese Automatisierung spart Zeit und vermeidet Komplikationen. „Anerkennungsanträge mussten wir früher händisch ausfüllen, das war zeitaufwendig und fehleranfällig“, berichtet Matti Fischer. „Mittlerweile drücken wir auf einen Knopf, und das fertige Dokument kommt raus.“ Vom ersten Kontakt bis zum Jobantritt vergehen in der Regel dadurch nur vier bis sechs Monate. 

Akademie als zweites Standbein von Careloop

Was Careloop von reinen Vermittlungsagenturen unterscheidet, ist die eigene Akademie. Sie bietet einen sechsmonatigen Vorbereitungskurs auf die Kenntnisprüfung an, eine Art Crashkurs in der deutschen Pflegeausbildung. Für Kandidaten ohne B2-Zertifikat gibt es zusätzlich einen intensiven Deutschkurs. Von den über 1.000 Vermittlungen seit seiner Gründung hat Careloop knapp 500 Pflegekräfte auch selbst qualifiziert.

Klett-Einstieg bei Careloop

Die Akademie war auch einer der Gründe, warum der Bildungskonzern Klett bei Careloop mit 80 Prozent eingestiegen ist – denn das Unternehmen aus Stuttgart hatte bereits in der Vergangenheit Fachkräfte aus dem Ausland auf ihrem Weg nach Deutschland unterstützt. Heute sind rund 400 Kandidaten im Pool von Careloop, und etwa 100 Arbeitgeber mit circa 150 Standorten nutzen die Plattform. „Wir brauchen Mitarbeitende aus den Herkunftsländern unserer Bewerber“, so Alexander Lundberg. „Berlin bietet dafür ein multikulturelles Umfeld, wie man es in kaum einer anderen deutschen Stadt findet.“