Gesundheitswirtschaft

Hautnah dran: Nia Health aus Berlin

Ein Start-up bietet mit der weltweit ersten dermatologischen Medizinprodukt-App Lösungen für chronische Hauterkrankungen. Für Berlin entsteht aus solchen Medizinprodukten die Chance, sich als führender Standort digitaler Gesundheitsinnovationen zu profilieren, mit Start-ups wie Nia Health als Vorbild für eine neue Generation von Gründerinnen und Gründern.

Hand hält Smartphone mit App zur Selbstuntersuchung der Haut, zeigt schematische menschliche Figur mit markierten Körperbereichen

Nia Health entwickelt Gesundheits-Apps

Mehr als 20 Millionen Menschen leiden in Deutschland an chronischen Hauterkrankungen. Alleine Neurodermitis betrifft weit mehr als vier Millionen Menschen, die Hälfte davon sind Kinder. Eine erfolgreiche Behandlung hängt neben entzündungshemmenden Wirkstoffen auch davon ab, die eigenen Trigger zu kennen und einen Überblick über den Krankheitsverlauf zu behalten. Hier kommt die Nia Health GmbH ins Spiel. Sie wurde 2019 aus der Charité ausgegründet und hat die weltweit erste dermatologische Medizinprodukt-App entwickelt, um das Leben der Betroffenen zu erleichtern. 

Nia Health profitiert von der Nähe zur klinischen Forschung

Die Neurodermitis-App Nia bietet Funktionen, die klassisches Tracking klar übertreffen. Nutzerinnen und Nutzer dokumentieren ihren Krankheitsverlauf per Fotos und Fragebögen, erstellen Berichte für Arztgespräche und erhalten personalisierte Empfehlungen. Im Vergleich zu herkömmlichen Anwendungen ist die Lösung des Start-ups auch durch das integrierte maschinelle Bildverarbeitungssystem unverwechselbar. Dieser sogenannte Machine-Vision-Ansatz legt den Fokus auf innovative Technologien zur Unterstützung der Betroffenen und Entlastung der Ärzteschaft. „Gleichzeitig wird uns durch die Zertifizierung als Medizinprodukt und unserer Nähe zur klinischen Forschung als auch den Patienten viel Vertrauen von der medizinischen Community entgegengebracht“, erklärt Tobias Seidl, Mitgründer und CEO von Nia Health. Ebenfalls für die Weiterentwicklung besonders wertvoll sind klinische Studien, die aktuell die Anwendungen begleiten.

Mann mit zurückgekämmtem Haar trägt hellblaues Hemd, steht vor unscharfem Hintergrund mit Bäumen und Gebäuden
Die Kooperation mit der Charité ist für uns wissenschaftlich und strategisch von großer Bedeutung.“
Tobias Seidl CEO

Allianzen sichern Nia Health nachhaltiges Wachstum

Mit Sorea haben die Berliner ihr Angebot inzwischen um eine App zur Hilfe bei Psoriasis (Schuppenflechte) erweitert. Auch in der momentan in der Konzeptionsphase befindlichen Akne-App sieht man beim Berliner Start-up viel Potenzial. Weltweit nutzen bereits weit mehr als 60.000 Menschen die digitalen Lösungen von Nia Health. Aktuell bestehen für das Unternehmen aktive Selektivverträge mit mehreren Krankenkassen. Werden die Kosten nicht von der Kasse übernommen, können Patientinnen und Patienten aus unterschiedlichen App-Angeboten wählen. Ein weiterer Schwerpunkt des Geschäftsmodells liegt in langfristigen Kooperationen mit internationalen Pharma- beziehungsweise Gesundheitsunternehmen. „Diese sind für uns enorm wichtig, da wir nicht nur monetär, sondern auch von der Expertise und langjährigen Erfahrung der Unternehmen profitieren“, sagt Tobias Seidl. Solche Allianzen sichern nachhaltiges Wachstum und steigern die Akzeptanz.

Kooperation mit der Charité

Zu den großen Pluspunkten des Start-ups zählt auch der Unternehmenssitz in Berlin. „So ist zum Beispiel die Kooperation mit der Charité für uns wissenschaftlich und strategisch von großer Bedeutung“, betont Tobias Seidl. „Ihre dermatologische Expertise ermöglicht uns eine kontinuierliche Weiterentwicklung unserer Technologie sowie die Erschließung neuer Forschungsprojekte.“ Als erster Anbieter überhaupt wird Nia Health eine durch künstliche Intelligenz gestützte Erkennung des Krankheitsgrades direkt ins Krankenhausinformationssystem der Charité integrieren.

Person hält Smartphone und sieht sich ein Video mit einer Frau in weißem Hemd an

Nia Health will mit dermatologischen Medizinprodukt-Apps das Leben der Patienten erleichtern

Impulse durch künstliche Intelligenz

Wichtige Impulse kommen auch durch Förderprogramme wie das IBB Pro FIT und Auszeichnungen wie den Deep Tech Award im Bereich künstliche Intelligenz. Hinzu kommt der jüngste Erfolg bei der EUSPA Cassini Challenge, bei der der innovative Ansatz ausgezeichnet wurde, Umweltsatellitendaten bei der Erhebung und Auswertung des Gesundheitszustands heranzuziehen. Nach Überzeugung von Tobias Seidl trägt zudem der Rückenwind durch die IHK Berlin mit ihrem Netzwerk, praxisnahen Angeboten und dem Aufbau eines aktiven Ökosystems entscheidend zur positiven Entwicklung des Unternehmens bei. Klar ist: Der Weg von Nia Health könnte als Modell für viele andere Start-ups in Berlin dienen, die digitale Gesundheitsinnovationen vorantreiben wollen.

Patienten
20
Millionen Menschen
leiden in Deutschland an chronischen Hauterkrankungen.
Nutzer
60.000
Menschen
nutzen weltweit die digitalen Lösungen von Nia Health.

Langfristig wollen die Berliner Gründer die digitale Dermatologie konsequent weiterentwickeln. Neben Akne sollen Indikationen wie Vitiligo (Pigmentstörung der Haut) oder Urtikaria (Nesselsucht) in den Fokus rücken. Parallel treibt Nia Health die Weiterentwicklung des ausgezeichneten Projekts zur Integration von Umweltsatellitendaten voran, um noch präzisere Krankheitsprognosen zu ermöglichen. Tobias Seidl ist überzeugt, dass die Kombination aus künstlicher Intelligenz, validierten Scores und personalisierten Empfehlungen das Gesundheitswesen nachhaltig verändern wird.