Vegane Lebensmittel

Formo: Die Käse-Revolution aus Friedrichshain

Das Start-up Formo produziert synthetisches Kasein – und macht dadurch Kuhmilch in der Käse-Herstellung überflüssig. Größter Investor ist die Rewe-Gruppe.

Zwei Personen stehen nebeneinander, beide tragen beige Hosen, weiße T-Shirts mit Tiermotiv und schwarze Kurzarmhemden, vor weißem Sideboard und heller Wand.

Formo-Gründer und CEO Raffael Wohlgensinger (r.) mit seinem Co-CEO Roman Plewka

Käse ohne Kühe? Genau daran arbeitet das Berliner Biotechnologie-Start-up Formo mithilfe von Präzisionsfermentation: In einem mehrtägigen Prozess produzieren genetisch modifizierte Bakterien in Bioreaktoren das Milchprotein Kasein – bioidentisch zum tierischen Original. Kasein ist zentral für die Käse-Herstellung, denn es ist das entscheidende Protein für den Geschmack und die Textur des Endprodukts. Es sorgt beispielsweise dafür, dass Mozzarella Fäden zieht und Gouda schmilzt.

Grundsätzlich kann man mit unserem Kasein jeden Käse herstellen.“
Christian Poppe Leiter Politik und Kommunikation

Kasein ist geeignet für alle Käsesorten

„Das Kasein aus dem Bioreaktor wird am Ende komplett vom produzierenden Mikroorganismus getrennt und als Pulver ausgeliefert“, erklärt Christian Poppe, Leiter Politik und Kommunikation bei Formo. Mit seiner Hilfe können Molkereien künftig Käse ohne tierische Milch herstellen – und das über die gesamte Produktpalette hinweg. Im Labor in Friedrichshain arbeitet das Formo-Team an Prototypen von Camembert, Blauschimmelkäse, Hartkäse und Mozzarella. „Grundsätzlich kann man mit unserem Kasein jeden Käse herstellen“, so Christian Poppe.

Finanzierung
130
Mio. Euro
hat Formo in vier Finanzierungsrunden eingesammelt.
Beschäftigung
40
Mitarbeitende
sind bei Formo tätig.

Die rund 40 Formo-Mitarbeiter – darunter Molekularbiologen, Biotechniker und Fermentationsspezialisten, aber auch Lebensmittelwissenschaftler und Produktentwickler – sind auf zwei Standorte verteilt: In Berlin wird die Produktentwicklung vorangetrieben, in Frankfurt die biotechnologische Optimierung der Kasein-Produktion. Mehrere Patente für die Modifikationsprozesse der Bakterien und deren Anwendung für die Kasein-Herstellung sind weltweit in unterschiedlichen Regionen angemeldet.

Formo legt den Fokus auf B2B

Formo positioniert sich als B2B-Unternehmen und will Molkereien, Lebensmittelkonzerne und Biotech-Unternehmen beliefern, die auf Basis des synthetischen Kaseins eigene Produkte entwickeln können. Produkte mit Formo-Kasein sind noch nicht im Handel erhältlich, denn bis zum Markteintritt seiner synthetischen Kaseine in Europa muss Formo noch das europäische Zulassungsverfahren für neuartige Lebensmittel durchlaufen– ein Prozess, der zwei bis drei Jahre dauern kann. Aber auch die USA, Singapur und Großbritannien hat das Unternehmen im Blick.

Die Nähe zur TU Berlin ist ein Pluspunkt für Formo

Gegründet wurde Formo 2019 von Raffael Wohlgensinger im Berliner Start-up-Accelerator des Risikokapitalgebers Food Labs. Dabei konnte die Hauptstadt mit mehreren Vorteilen punkten: Die vielfältige Venture-Capital-Landschaft, die enge Zusammenarbeit mit der TU Berlin – mehrere Doktoranden schrieben ihre Promotion bei Formo und wechselten dann ins Unternehmen – sowie die politische Vernetzung über die hier ansässigen Biotechnologie-Verbände boten ideale Rahmenbedingungen. Mittlerweile hat das Unternehmen vier Finanzierungsrunden hinter sich und dabei mehr als 130 Mio. Euro eingesammelt. Größter Formo-Investor ist die Rewe-Gruppe, die auch als Entwicklungspartner fungiert.