Strafabgabe für alle Berliner Unternehmen droht!

Ab 2027 droht die Ausbildungsplatzabgabe.

Das Gesetz würde jedes Unternehmen zusätzlich belasten ohne die eigentlichen Probleme auf dem Ausbildungsmarkt zu lösen. Statt mehr Ausbildung drohen mehr Bürokratie, Klagen und Unsicherheit.

Intellectual Property

Beim Technologietransfer ist noch Luft

Rund 90 Patente werden Berliner Hochschulen beim „IP Festival“ am 25. November präsentieren. Aber wie aussagekräftig ist die Zahl von Patenten überhaupt bei der Beurteilung von Innovationskraft? Und wie transferieren die Berliner Hochschulen ihre Forschungsergebnisse in die Wirtschaft?

Ein Mann lehnt mit verschränkten Armen an einer hellen Betonwand und trägt ein schwarzes Hemd.

Volker Hofmann, Geschäftsführer der Humboldt-Innovation GmbH

Berlin ist stolz auf seine innovativen Unternehmen und sein lebendiges Start-up-Ökosystem. Voraussetzung dafür sind der enge Austausch von Wissenschaft und Wirtschaft sowie die Präsenz von Risikokapitalgebern in der Hauptstadt. Ein weiterer Erfolgsfaktor sind die großen Hochschulen mit vielen unterschiedlichen Disziplinen. Aber wie gut funktioniert der Transfer von Forschungsergebnissen in die Unternehmen, insbesondere im Vergleich mit anderen Standorten?

Hochschulpatente als Gradmesser?

Ein beliebter Gradmesser dafür ist die Zahl der von den Hochschulen angemeldeten Patente. Und hier zeigt sich ein merkwürdiges Bild. Laut Europäischem Patentamt (EPA) liegt die Freie Universität Berlin bei den Patentanmeldungen der deutschen Hochschulen auf Platz 3, die TU Berlin auf Platz 5. Zur gleichen Zeit schneidet die Hauptstadt in einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) im Vergleich der Bundesländer schlecht ab: Sachsen und Thüringen führen die Patent-Rangliste an, Berlin findet sich ganz am Schluss.

Mann in grauem Anzug, weißem Hemd und rot-weiß gestreifter Krawatte steht vor unscharfem Bürohintergrund.

Dr. Oliver Koppel ist Projektleiter beim Institut der deutschen Wirtschaft Köln

Patente pro Studierende

Was stimmt nun? Beides, denn die Studien messen Unterschiedliches. So erfasst das EPA beispielsweise die absoluten Zahlen von 2000 bis 2020. „Die FU Berlin hat in dieser Zeit rund 1.400 Patente beim EPA generiert, die TU Berlin annähernd 1.200“, so Ilja Rudyk vom EPA. „Darum sind beide Hochschulen in unserem Ranking unter den Top fünf in Deutschland.“ Das IW misst hingegen die Zahl der Patente pro Studierendem zwischen 2017 und 2021. „Im Schnitt bringt eine patentaktive deutsche Hochschule zwei Patentanmeldungen je 1.000 Studierende hervor“, so Dr. Oliver Koppel vom IW Köln. „Sachsen und Thüringen liegen bei 5,1 Anmeldungen, Berlin bei nur 1 – was die Hauptstadt zum Schlusslicht macht.“ Demzufolge hätte Berlin also noch deutlich höhere Potenziale. 

Innovationen aus den Hochschulen in die Anwendung bringen

Allerdings gilt: Solche Rankings sind bestenfalls die halbe Wahrheit, weil sie nur nackte Zahlen aus einem eng begrenzten Bereich liefern – eben der Patentierung. „Ein nicht verwertetes Patent leistet aber keinen Beitrag zur Wirtschaftskraft Berlins“, bringt Volker Hofmann, Geschäftsführer der Humboldt-Innovation GmbH, das Problem auf den Punkt. Genau hier setzt das IP Festival an: Es geht darum, Innovationen auf ganz verschiedenen Wegen in die Anwendung zu bringen. Besonders kleine und mittlere Unternehmen stehen dabei im Fokus.

Das IP Festival kommt zur richtigen Zeit, denn beim Transfer von den Universitäten in die Wirtschaft ist durchaus noch Luft nach oben. So hatten zum Beispiel nur 43 Prozent der Berliner Unternehmen bisher überhaupt Forschungskooperationen mit Hochschulen.

Mann mit braunen Haaren trägt ein weißes Hemd, unscharfer grüner Hintergrund mit Lichtflecken.

Ilja Rudyk arbeitet als Senior Economist für das Europäische Patentamt in München

Hochschulen legen Start-up-Services zusammen

Ausgründungen sind neben Kooperationen ein weiterer Weg, um Forschungsergebnisse zu verwerten. FU, TU und Humboldt-Universität haben ihre Start-up-Services fusioniert, um hier noch schlagkräftiger zu werden. „Interdisziplinarität ist spannender als Einzelkämpfertum“, so Hofmann. „Wir bringen darum Sozialwissenschaftler von der Humboldt-Universität mit Ingenieuren der TU und Medizinern der Charité zusammen – das ist viel spannender, als getrennt zu denken.“ Und mit UNITE entstand im Frühjahr 2025 ein neues Innovations- und Gründungszentrum als Public-Private-Partnership, an dem neben den Berliner Hochschulen auch die IHK beteiligt ist. Die Schwerpunkte liegen auf Deeptech, KI, Healthtech und Greentech, mehr als 25 Wissenschaftspartner sind dort organisiert.

Wirtschaftliche und Hochschul-Sichtweisen müssen noch besser verzahnt werden“
Volker Hofmann Geschäftsführer der Humboldt-Innovation GmbH

Berlin hat traditionelle Stärken

„Wirtschaftliche und Hochschul-Sichtweisen müssen noch besser verzahnt werden“, betont Geschäftsführer Hofmann. Die entscheidende Frage laute nicht „Wie viele Patente?“, sondern: „Wie kommen Innovationen in die Anwendung?“. Genau diesen Prozess will das IP Festival unterstützen. Die 90 dort präsentierten Patente können dabei eine wichtige Rolle spielen. Sie sind aber nur ein Baustein für den fruchtbaren Austausch von Forschung und Wirtschaft.