Strafabgabe für alle Berliner Unternehmen droht!

Ab 2027 droht die Ausbildungsplatzabgabe.

Das Gesetz würde jedes Unternehmen zusätzlich belasten ohne die eigentlichen Probleme auf dem Ausbildungsmarkt zu lösen. Statt mehr Ausbildung drohen mehr Bürokratie, Klagen und Unsicherheit.

Großevents als Schub für Berlin

Architekt Christoph Langhof: Sowohl EXPO als Olympia als Bauausstellung

Nach Ansicht von Architekt und Unternehmer Christoph Langhof braucht Berlin mehr Mut in der Stadtentwicklung. Im Wettbewerb der Metropolen muss die Hauptstadt nach Möglichkeit auch Großevents wie die Olympischen Spiele, die Expo sowie eine neue Internationale Bauausstellung ausrichten, um Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, meint der Geschäftsführer der Langhof GmbH.

Architekt Christoph Langhof

Christoph Langhof plädiert für mehr Großevents, mehr Mut in der Stadtentwicklung und mehr Hochhäuser

Prof. Christoph Langhof hat in Berlin unter anderem den knapp 119 Meter hohen Turm „Upper West“ in der Nähe des Bahnhofs Zoo gebaut. Er wünscht sich mehr Hochhäuser, um mehr Wohnraum zu schaffen – aber auch um die Stadt attraktiver zu machen.

Berlin muss entscheiden, ob Olympische Spiele, die Expo und eine Internationale Bauausstellung in der Stadt stattfinden sollen. Wie stehen Sie dazu?

Prof. Christoph Langhof: Natürlich braucht Berlin solche Veranstaltungen. Nur so schaut die Welt auf Berlin und kommt nach Berlin. Nur so kann Berlin populärer werden und als interessant wahrgenommen werden – von leistungsfähigen Menschen, die hier leben, investieren, arbeiten und Projekte realisieren wollen. Es gibt einen Konkurrenzkampf der Städte. Andere treiben dafür einen unheimlichen Aufwand. Städte müssen permanent für sich werben, um mithalten zu können, und Großveranstaltungen sind perfekte Werbeveranstaltungen.

Ist Berlin mit seiner Historie nicht schon attraktiv?

Natürlich hat die ganze Welt auf Berlin geschaut, als die Mauer gefallen ist. Aber dabei kann es die Stadt auf Dauer nicht belassen, das wird nicht immer und ewig ziehen. Wir brauchen immer wieder neue Sensationen, sonst wird die Stadt von außen als austauschbar wahrgenommen werden. Derzeit büßt Berlin deutlich an Attraktivität ein, weil es eben keine neuen, besonderen Ereignisse zu bieten hat. 

Aber es reisen immer noch viele Menschen nach Berlin, um sich die Stadt anzusehen? 

Ja, aber es gibt heute weniger Gründe, über Berlin zu reden. Es heißt ja, Berlin hat Freiheit und Toleranz in seiner DNA. Das ist richtig, aber das müssen wir nach außen hin auch stärker zeigen. Es geht um die Ambition. Sind wir zufrieden mit unserer Theaterszene, mit unserer Musikszene, mit unseren Kunstausstellungen, mit den Veranstaltungen in der Stadt? Oder war das in früheren Jahren nicht vielleicht auch ein bisschen spannender? Sind wir zufrieden damit, dass in Rankings, die die Lebensqualität vergleichen, Städte wie Wien, Zürich oder Sydney vorn liegen und wir weit dahinter?  

Berlin hat Freiheit und Toleranz in seiner DNA. Aber das müssen wir nach außen hin auch stärker zeigen.“
Prof. Christoph Langhof Architekt

Was schlagen Sie vor? 

Es liegt an uns. Wie können etwas tun, damit die Aufmerksamkeit wieder auf Berlin fällt, zum Beispiel mit Großveranstaltungen. So kommt Geld in die Stadt. Wie können von anderen Städten lernen und müssen nicht nach Asien oder Amerika blicken. Paris hat während der Olympischen Spiele 2024 ein positives Bild von der Stadt in die ganze Welt gesendet. Kulturell ist der Unterschied zwischen Paris und Berlin nicht so groß, das müssten wir eigentlich auch schaffen können. 

Ich hatte erwartet, dass Sie als Architekt vor allem betonen, dass dann mehr gebaut wird. 

Das Bauen passiert fast automatisch, wenn eine Stadt lebendig ist und Gas gibt und Aufmerksamkeit im Rest der Welt erzeugen möchte. Auch mit hochwertigen Neubauten kann man für Aufmerksamkeit sorgen. Es muss sowieso sehr viel gemacht werden, denn die Bausubstanz wird in Berlin immer schlechter. Die Brücken sind nur ein Beispiel dafür, dass die gesamte Infrastruktur im wahrsten Sinne des Wortes anfängt zu bröckeln. Die Renovierung ist aber extrem teuer. Wir nüssen uns fragen, wie das nötige Geld in die Stadt kommen kann.  

So sind wir wieder bei den Großveranstaltungen? 

Ja. Ein Beispiel: Vor 40 Jahren habe ich ein großes Sportzentrum in der Nähe des Olympiastadions gebaut. Nach so vielen Jahren gibt es dort ohne Renovierung zwangsläufig ein paar Probleme. Für diese Halle, 4.000 Quadratmeter groß, von oben komplett verglast, habe ich den ersten Berliner Architekturpreis bekommen. Im Zuge der Olympischen Spiele würde Geld in die Stadt kommen, um sie zu modernisieren. Das ist nur ein Beispiel: In Berlin sind die allermeisten Sportstätten für die Spiele schon vorhanden. Aber viele müssen und könnten dann renoviert werden. 

Wie schätzen Sie die Stimmung bei den Berlinern ein: Wollen wir solche Großveranstaltungen? 

Das hängt auch davon ab, wie intelligent und offensiv wir den Menschen die Vorteile dieser Events näherbringen. Wenn wir die Olympischen Spiele nach Berlin holen, haben unsere Kinder, die Jugendlichen, die vielen Breitensportler für die kommenden Jahrzehnte wieder intakte Sporthallen. Wenn nicht, bleiben sie wohl renovierungsbedürftig.  

Und was kann uns die Expo bringen? 

Bei der Expo ist es ähnlich, nur dass es weniger um Sportgebäude geht, sondern dass die Stadt und die technische Infrastruktur insgesamt einen enormen Schub bekommen würden. Die Bewerbung um die Expo wird gerade in der Stadt mit einer beeindruckenden Energie vorangetrieben. 

Haben Sie als Architekt ein besonderes Interesse an der Bauausstellung? 

Das Besondere an der Bauausstellung ist, dass sie im Unterschied zu den beiden anderen Veranstaltungen nicht in einem Wettbewerb mit anderen Städten vergeben wird. Die Entscheidung, sie stattfinden zu lassen, wird ausschließlich in Berlin getroffen. Ich habe als junger Architekt in den 80er-Jahren hier eine Bauausstellung erlebt, die sehr clever organisiert wurde. Die ganze Welt hat auf die Stadt geschaut. Spätere Superstars der Architektur, wie Zaha Hadid, Daniel Libeskind oder Rem Koolhaas, haben hier im Rahmen der Bauausstellung ihr erstes Haus gebaut.  

Wir beschäftigen uns zu viel mit der Vergangenheit und zu wenig mit der Zukunft.“
Prof. Christoph Langhof Architekt

Welche der drei genannten Großveranstaltungen hätte den größten Effekt für die Stadt? 

Warum wollen wir nicht einfach mal mutig sein und uns für alle drei starkmachen? Alle drei Veranstaltungen erfordern sehr ähnliche Grundvoraussetzungen. Ein gutes Beispiel dafür ist die Mobilität. Im besten Fall könnten wir für viele Jahre eine sinnvolle Kaskade von Ereignissen schaffen, die sich synergetisch ergänzen. Investitionen in die Infrastruktur lohnen sich dann umso mehr.  

Sie sagen, Berlin kann auch mit Bauwerken Aufmerksamkeit auf sich ziehen: Wie gut lässt sich dies im Rahmen des Hochhausleitbilds umsetzen?  

Das Hochhausleitbild ist ein Hochhaus-Verhinderungsinstrument. Damit wird alles so kompliziert gemacht, dass Bauherren und Investoren die Lust verlieren. Bis die planungsrechtlichen Genehmigungen erteilt sind, vergehen sechs bis zehn Jahre. In dieser Zeit erhalten Investoren in der Regel keine Finanzierungen von Banken.  

Zuletzt wurde das Hochhausleitbild angepasst. Was hat sich verbessert? 

Es hat sich nichts Wesentliches verbessert. Meiner Ansicht nach brauchen wir dieses Hochhausleitbild nicht. Es ist kontraproduktiv. Wenn wir die planungsrechtlichen Genehmigungen nicht in acht Jahren, sondern in sechs Monate erteilen würden, gäbe es jede Menge Spielraum für Gegenleistungen der Investoren. Es könnten Mischnutzungen, günstige Wohnungen, soziale Einrichtungen oder edle Fassaden vereinbart werden – ich glaube, die meisten Investoren würden sich dann auf fast alles einlassen.  

Was spricht Ihrer Ansicht nach für Hochhäuser? 

Was wir oben verdienen, können wir unten ausgeben. Sie müssen dem Bauherrn die Gelegenheit geben, Geld zu verdienen, damit er die Gegenleistungen, die die Stadt erwartet, bezahlen kann. Das ist das Prinzip. Aber es geht ja nicht nur um 150 Meter hohe Türme. Wenn wir in allen Neubaugebieten zwei Stockwerke höher planen würden, hätten wir die Wohnungsmisere in Berlin wahrscheinlich schon gelöst. Wir reden dabei von etwa sechs bis acht statt vier bis sechs Etagen. Das sind noch lange keine Wolkenkratzer.  

Gibt es in puncto Stadtentwicklung in Berlin ein Anliegen, das Ihnen besonders wichtig ist? 

Ja, wir beschäftigen uns zu viel mit der Vergangenheit und zu wenig mit der Zukunft. Es gibt wahnsinnig viele Maßnahmen, um Dinge zu schützen: Milieuschutzgebiete, Denkmalschutzgebiete und Sanierungsgebiete werden geschützt. Aber es gibt keine Gegenden, wo die Zukunft geschützt wird. Mir ist bewusst, wie wichtig die Vergangenheit und damit der Denkmalschutz ist. Aber es muss auch Orte geben, wo Neues entstehen kann.

Prof. Christoph Langhof, Architekt

Im Jahr 1978 hat Christoph Langhof sein Architekturbüro in Berlin gegründet. Studiert hat der Österreicher in Wien, Düsseldorf und an der Hochschule der Künste Berlin (heute Universität der Künste Berlin).