Sicherheit als Standortfaktor: Brandanschlag im Berliner Südosten

Nach dem Brandanschlag auf Starkstromkabel im Berliner Südosten richtet sich Stromnetz Berlin darauf ein, dass erst im Verlauf des Donnerstags alle Kunden wieder mit Energie versorgt werden. Zwischenzeitlich waren laut dem Netzbetreiber über 44.000 Kunden vom flächendeckenden Stromausfall betroffen.

Deutsche Polizeiwagen

Bei der Polizei gehen derweil die Ermittlungen zu den Hintergründen des Brandanschlags weiter. Das Landeskriminalamt prüft ein Bekennerschreiben, das auf einer linksradikalen Internet-Plattform veröffentlicht wurde. Darin heißt es, der Stromausfall sei ein „Angriff auf den militärisch-industriellen Komplex im Technologiepark Adlershof“, mit dem man „sensible Supermaschinen und Ablaufprozesse massiv beeinträchtigen“ wolle. In dem ausführlichen Text wurden auch mehrere Firmennamen erwähnt.

 

 

IHK-Hauptgeschäftsführerin Manja Schreiner
Wenn Unternehmen gezielt angegriffen werden, trifft das nicht nur das Herz der Berliner Wirtschaft, sondern die Menschen, die hier leben und arbeiten.“
Manja Schreiner IHK-Hauptgeschäftsführerin

 

 

IHK-Hauptgeschäftsführerin Manja Schreiner erklärt: „Wenn Unternehmen gezielt angegriffen werden, trifft das nicht nur das Herz der Berliner Wirtschaft, sondern die Menschen, die hier leben und arbeiten. Ein Anschlag ist keine politische Meinungsäußerung, sondern eine Straftat. Die Täter wollten offenbar den Wirtschaftsstandort nachhaltig massiv schädigen und nahmen darüber hinaus billigend in Kauf, dass Menschen gefährdet werden. Allein rund um den Technologiepark Adlershof arbeiten täglich 30.000 Menschen in hoch spezialisierten Unternehmen. Wir alle können stolz sein auf das technische Knowhow und die Innovationen, die unsere Unternehmen für die Zukunft unserer Stadt hervorbringen. Eine verlässliche Infrastruktur ist ein grundlegender Standortfaktor, damit sich die Wirtschaft frei entfalten kann.“

 

Der Anschlag reiht sich ein in andere gezielte Attacken auf wirtschaftsnahe Infrastruktur. 2024 legte ein Brandanschlag auf einen Strommast bei der Tesla-Fabrik in Grünheide die Produktion des E-Autoherstellers für eineinhalb Wochen lahm. Aber nicht nur die Hauptstadt ist betroffen, sondern ähnliche Fälle sind bundesweit und international bekannt. In den USA sorgte Ende 2022 ein bewaffneter Angriff auf zwei Umspannwerke im Bundesstaat North Carolina für massive Folgen: 45.000 Menschen, darunter auch Krankenhäuser, waren tagelang ohne Strom. Betriebe mussten schließen, Kühlketten brachen zusammen, Produktionslinien standen still.

 

 

Im Inneren eines Teslawerks

Berlin versteht sich als Standort für Innovation, Forschung und internationale Investitionen. Doch diese Position ist nur so stark wie die Sicherheitsarchitektur, die sie trägt. Investoren kalkulieren Risiken nüchtern: Wo wiederholt Anschläge stattfinden, wo Infrastruktur lückenhaft gesichert ist oder wo Produktionsausfälle drohen, sinkt die Bereitschaft, Kapital langfristig zu binden.

Sicherheit ist daher kein „Nice-to-have“, sondern eine Grundvoraussetzung für Wachstum. Verlässliche Energieversorgung und geschützte Netze können darüber entscheiden, ob Unternehmen investieren oder abwandern.

Nach den Anschlägen in Grünheide wurden die Sicherheitsvorkehrungen massiv verstärkt: Ein weiträumiger Zaun, Zugang nur für Fachpersonal, permanenter Sicherheitsdienst. Doch nicht jedes Unternehmen kann sich solche Maßnahmen leisten. Gerade kleine und mittlere Betriebe sind darauf angewiesen, dass die Politik für den Schutz kritischer Infrastruktur sorgt.

Ein Strommast in Deutschland

Vor dem Hintergrund geopolitischer Spannungen und hybrider Bedrohungen gewinnt das Thema an Dringlichkeit. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft stehen gleichermaßen in der Verantwortung, Resilienz aufzubauen, nicht erst nach dem nächsten Anschlag.

Zur Anmeldung
Informationsveranstaltung 26.9.

Resilienz und Sicherheit der Berliner Wirtschaft

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