Strafabgabe für alle Berliner Unternehmen droht!

Ab 2027 droht die Ausbildungsplatzabgabe.

Das Gesetz würde jedes Unternehmen zusätzlich belasten ohne die eigentlichen Probleme auf dem Ausbildungsmarkt zu lösen. Statt mehr Ausbildung drohen mehr Bürokratie, Klagen und Unsicherheit.

Ladeinfrastruktur kann den steigenden E-Bedarf nicht decken

Paketzusteller: Strom statt Diesel

Hermes, Amazon & Co. elektrifizieren ihre Flotten, doch ohne passende Ladeinfrastruktur droht der E-Schub in Berlin stecken zu bleiben. Ein Überblick über Projekte, Chancen und Bremsklötze.

Drei blaue Amazon Prime Lieferfahrzeuge unterschiedlicher Größe vor einem Amazon-Logistikzentrum mit sichtbarem Amazon-Logo.

E-Fahrzeuge von Amazon

Wenn im inneren Berliner S-Bahn-Ring ein Hermes-Transporter vorfährt, ist der Motor in der Regel lautlos. Mit dem Projekt „Green Delivery Berlin“ hat Hermes dort Schritt für Schritt auf elektrische Zustellung umgestellt: Inzwischen versorgen dort 90 E-Vans und 50 Lastenräder rund 680.000 Haushalte sowie rund 400 Paket-Shops lokal CO₂-frei. Die elektrisch belieferte Fläche ist von anfänglich 40 auf inzwischen rund 106 Quadratkilometer gewachsen, so groß wie das Stadtgebiet von Paris. Das Ziel ist klar: Berlin soll zur Blaupause werden, wie sich dicht bebaute Metropolen klimafreundlich auf der letzten Meile versorgen lassen. 

Mann in hellblauem Hemd und grauer Hose steht vor einem Logistikzentrum mit Laderampen und Containern.
Unternehmen, die zusätzlich eigenen Strom aus Photovoltaikanlagen und Batteriespeichern erzeugen, profitieren von noch mehr Unabhängigkeit und Kostensicherheit.“
Martin Jugel Sustainability Manager Operations bei Hermes Germany

E-Lieferfahrzeuge lohnen sich

Für Hermes ist Elektromobilität längst kein Experiment mehr, sondern Teil der Geschäftsstrategie: Bis 2031 sollen 85 Prozent der Flotte elektrisch fahren. E-Transporter punkten dabei doppelt: ökologisch und zunehmend auch ökonomisch. Die Anschaffungskosten sind seit Jahresbeginn deutlich gesunken, Wartung und Verschleiß fallen dank weniger beweglicher Teile geringer aus, intelligente Ladelösungen senken die Energiekosten. „Die technische Entwicklung hat zudem zu deutlich höheren Reichweiten geführt, was die Alltagstauglichkeit erheblich verbessert“, erklärt Martin Jugel. „Unternehmen, die zusätzlich eigenen Strom aus Photovoltaikanlagen und Batteriespeichern erzeugen, profitieren von noch mehr Unabhängigkeit und Kostensicherheit“, weiß der Sustainability Manager Operations bei Hermes Germany.

Mann mit grauem Haar, dunkelblauem Mantel, hellblauem Hemd und grauem Pullover lehnt mit verschränkten Armen an einer weißen Wand im Freien.

Marten Bosselmann, Vorsitzender des Bundesverbands Paket- und Expresslogistik e.V

KEP-Branche als Elektrifizierungs-Booster

Auch branchenweit zieht das Tempo an. Laut Bundesverband Paket- und Expresslogistik ist der Anteil elektrischer Zustellfahrzeuge in der KEP-Branche von drei Prozent im Jahr 2016 auf rund 21 Prozent im Jahr 2024 gestiegen. In der Region Berlin liegt der Anteil der emissionsfreien bzw. -armen Zustellungen der großen KEP-Unternehmen aktuell zwischen 30 bis 50 Prozent. „Bis 2030 rechnen wir mit weitgehend elektrifizierten Zustellflotten in den Großstädten und Ballungsräumen“, sagt Marten Bosselmann, Vorsitzender des Bundesverbands Paket- und Expresslogistik, warnt aber: „Diese Prognose setzt verlässliche Rahmenbedingungen voraus – insbesondere den zügigen Ausbau einer leistungsfähigen Ladeinfrastruktur.“

Engpass Ladeinfrastruktur

Genau hier klemmt es. Während Berlin über immer mehr öffentlich zugängliche Ladepunkte verfügt, fehlt vielerorts Ladeleistung dort, wo Lieferfahrzeuge tatsächlich stehen: an Depots, Verteilzentren und Betriebshöfen. „Eine schnellere Elektrifizierung der Zustellflotten wird derzeit unter anderem durch zwei Faktoren gebremst: hohe Stromkosten und Hürden beim Aufbau eigener Ladeinfrastruktur“, so Bosselmann. Während andere Wirtschaftsbereiche stromsteuerlich entlastet werden, gilt dies für Transportunternehmen bislang nicht. „Günstigerer Fahrstrom wäre jedoch ein wichtiger Treiber für die Umstellung“, sagt der Verbandschef. „Hinzu kommen praktische Schwierigkeiten beim Aufbau eigener Ladeinfrastruktur an Depots und Verteilzentren: Die Planung ist kostenintensiv und langwierig. Zudem ist insbesondere bei mehreren Ladepunkten häufig unklar, ob die verfügbare Anschlussleistung der Netzbetreiber überhaupt ausreicht.“

Mann mit kurzem braunem Haar trägt hellblaues Hemd vor grauem Hintergrund.

Niklas Manhart, Sprecher für Nachhaltigkeitsthemen bei Amazon

Stadt der kurzen Wege

Trotz dieser Herausforderungen treibt auch Amazon neue Lösungen zur Elektrifizierung und alternative Liefermethoden voran. „Bis 2040 wollen wir ein Transportnetzwerk aufbauen, das uns ermöglicht, in allen Geschäftsbereichen CO2-neutral zu arbeiten“, sagt Niklas Manhart, Experte bei Amazon für Nachhaltigkeitsthemen. In der Hauptstadt setzt das Unternehmen auch auf E-Lastenräder und Mikromobilitäts-Zentren, aus denen heraus Zustellungen auf der letzten Meile organisiert werden. Auf diese Weise werden allein in Berlin rund 1,5 Millionen Pakete pro Jahr per Cargo-Bike zugestellt. Das erste Mikromobilitäts-Zentrum eröffnete 2024 in einem Parkhaus am Alexanderplatz, ein weiteres folgte im Innovationshub MotionLab in  Treptow im Oktober 2025. „Parkhaus-Betreiber sind insofern ein wichtiger Partner für die Etablierung neuer Logistikinfrastruktur in Innenstädten und die nachhaltige Nutzung von Parkplatzflächen“, so Manhart.

Gewichtsgrenzen verschieben

Nicht zuletzt gibt es rund um den Ausbau von E-Zustellfahrzeugen auch rechtliche Stolpersteine. „Für die Elektrifizierung spielt die Gewichtsgrenze tatsächlich eine Rolle“, erklärt Marten Bosselmann. „Zwar dürfen E-Zustellfahrzeuge bis 4,25 t mit einem Pkw-Führerschein gefahren werden, sie fallen aber ab 3,5 t unter das Güterkraftverkehrsgesetz und benötigen eine EU-Gemeinschaftslizenz“, so der Experte weiter. „Das bringt zusätzlichen Verwaltungsaufwand und eine Berufskraftfahrerqualifizierung mit sich.“ Bleiben E-Transporter unter 3,5 t, verlieren sie hingegen zuladungsrelevanten Spielraum. Bosselmann präsentiert auch gleich eine mögliche Lösung: „Eine einfache Ausnahme im Güterkraftverkehrsgesetz für E-Zustellfahrzeuge bis 4,25 t würde dieses Problem lösen und die Elektrifizierung erleichtern.“ Am Ende zeigt sich: Je schneller Regeln, Netze und Fuhrparks nachziehen, desto leiser und sauberer wird die Logistik in Berlin unterwegs sein. 

Masterplan Ladeinfrastruktur 2030

Mitte November beschloss die Bundesregierung den Masterplan Ladeinfrastruktur 2030, hier finden Sie das Dokument zum Download