Strafabgabe für alle Berliner Unternehmen droht!

Ab 2027 droht die Ausbildungsplatzabgabe.

Das Gesetz würde jedes Unternehmen zusätzlich belasten ohne die eigentlichen Probleme auf dem Ausbildungsmarkt zu lösen. Statt mehr Ausbildung drohen mehr Bürokratie, Klagen und Unsicherheit.

KI-Lösungen aus Berlin

Serie: KI-Lösungen aus Berlin

Demos Plan: Von der Papier-Palette zur KI-Plattform

Bei großen Bauprojekten können zehntausende Bürgereinwendungen anfallen – und alle müssen einzeln gelesen, kategorisiert und beantwortet werden. Das Berliner Unternehmen Demos Plan GmbH automatisiert diesen Mammutprozess mit künstlicher Intelligenz.

Eine Palette voller Papier vor der Behördentür: So kann die Beteiligung der Öffentlichkeit bei Bauvorhaben aussehen – denn vom einfachen Bürger bis hin zum Umweltverband kann jeder seine Bedenken bei der zuständigen Behörde vorbringen. Bei kleineren Projekten können schnell 1.000 bis 2.000 Einwendungen zusammenkommen, bei umstrittenen Großprojekten sind 50.000 oder sogar 100.000 Stellungnahmen keine Seltenheit. Der geplante Windkraft-Ausbau in der Region Neckar-Alb führte vor kurzem zu einer rekordverdächtigen Zahl von Eingaben: „Eine Bürgerinitiative hatte fast 440.000 Einsprüche gesammelt“, berichtet Rolf Lührs, Gründer der Berliner Demos plan GmbH. „Rund 160.000 befanden sich auf CDs, der Rest wurde auf 280.000 Seiten ausgedruckt, geklammert und auf Paletten vor das Planungsamt gefahren.“

Ob Autobahn, Stromtrasse oder Neubaugebiet – ohne Bürgerbeteiligung geht nichts.“
Rolf Lührs Geschäftsführer

Nun stand die Genehmigungsbehörde vor der Mammutaufgabe, jede einzelne Einwendung zu lesen, zu verstehen, zu kategorisieren und zu beantworten. Alleine das Digitalisieren der analogen Einwände durch einen externen Dienstleister kostete mehr als 100.000 Euro. Zugegeben: Das Windpark-Beispiel ist extrem. Aber auch bei gewöhnlichen Bauvorhaben ist der Aufwand beträchtlich. Und vor allem: Es gibt jedes Jahr unzählige Projekte, bei denen dieser Prozess immer wieder durchlaufen werden muss. „Bei jeder Überplanung von Land sind Beteiligungsverfahren gesetzlich vorgeschrieben“, erklärt Lührs. „Ob Autobahn, Stromtrasse oder Neubaugebiet – ohne Bürgerbeteiligung geht nichts.“

Dialektik im schönsten Sinne

Und dann heißt es für die Behörden jedes Mal aufs Neue: Jedes Dokument – von der E-Mail über den handgeschriebenen Brief bis hin zur hundertseitigen Expertise – muss einzeln analysiert werden. „Man muss alle Einwände lesen, sie verstehen und die Argumente aus ihnen extrahieren“, so Lührs. Anschließend werden die Einwendungen nach Themen sortiert, zum Beispiel „Luft“, „Lärm“ oder „Naturschutz“. Verschiedene Referate bearbeiten dann ihre jeweiligen Fachbereiche, der Vorhabenträger antwortet auf die Einwände, die Behörde wägt ab und entscheidet. „Das läuft ab wie bei Hegel: These, Antithese, Synthese – Dialektik im schönsten Sinne“, fasst Soziologe Lührs diesen Ping-Pong-Prozess zusammen.

Demos Plan bietet das „Einwendungsmanagement Online“

Um den Aufwand beherrschbar zu halten, bietet Demos Plan das „Einwendungsmanagement Online“ an. Nachdem die Nutzer alle Dokumente digitalisiert und auf den Server des Unternehmens mit Sitz am Alexanderplatz übertragen haben, erkennt eine künstliche Intelligenz automatisch Absender und Inhalte – sie trennt also Metadaten wie den Namen des Verfassers vom eigentlichen Inhalt des Einwands. Danach werden die Inhalte in Kategorien zusammengefasst, die von Nutzer zu Nutzer unterschiedlich sein können. Der entscheidende Trick an dieser Stelle: Die KI lernt zuerst, wie der jeweilige Nutzer arbeitet. „Dafür müssen unsere Kunden die ersten fünf bis zehn Stellungnahmen selbst verschlagworten“, erklärt Lührs das Trainingsverfahren. „Danach weiß die KI, welche Kategorien jeweils zum Einsatz kommen und erledigt die Einteilung der Inhalte für den Rest automatisch.“

Serie: KI für den Mittelstand KI-Lösungen aus Berlin für den Mittelstand
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Luisa Maria Horn

Erheblich schnellere Verfahren

Besonders clever: Das System erkennt identische Argumente. Wenn 50 Bürger den gleichen Einwand im Sinne der Rotmilan-Rettung vorbringen, clustert die Software diese automatisch – denn eine Erwiderung reicht für alle. Bei der Formulierung von Antworten hilft die KI ebenfalls: Sie schlägt ähnliche bereits beantwortete Fälle als Referenz vor oder bietet passende Textbausteine an. Das Ergebnis: Was früher Monate oder gar Jahre dauerte, kann nun erheblich schneller erledigt werden. Davon profitieren Bauträger aller Größen, vor allem aber große Infrastrukturbetreiber. Ein Kunde wie die Autobahn GmbH, mit der Demos Plan gerade einen Rahmenvertrag abgeschlossen hat, kann dank der Berliner KI sein Autobahnnetz schneller ausbauen und Bestandsstrecken in kürzerer Zeit umwelt- und lärmgerecht sanieren.

Demos Plan beschäftigt 70 Mitarbeiter

Die Erfolgsgeschichte von Demos Plan begann viele Jahre vor dem aktuellen Hype rund um künstliche Intelligenz. „Lange bevor KI richtig cool wurde, waren wir schon im Einwendungsmanagement unterwegs“, berichtete Lührs. Von 2000 bis 2002 leitete er an der TU Hamburg-Harburg ein EU-Forschungsprojekt zur „elektronischen Demokratie“ – bereits damals unter der Abkürzung „Demos“. 2009 gründete Lührs dann zusammen mit Dr. Markus Klima und Matthias Rehkop das Unternehmen. Die Stadt Hamburg wurde der erster Kunde, dann folgte Schleswig-Holstein. Heute beschäftigt Demos Plan rund 70 Mitarbeiter, eine bunte Mischung aus zahlreichen Software-Entwicklern, einem Architekten, aber auch Sozial- und Politikwissenschaftlern.

In Zukunft kann die KI auch prüfen

Der nächste Evolutionssprung steht bereits vor der Tür. In einer Innovationspartnerschaft mit dem Bundesministerium für Digitales und Staatsmodernisierung entwickelt Demos Plan gemeinsam mit Partnern wie Capgemini, Aleph Alpha und Fraunhofer eine KI-gestützte Ende-zu-Ende Planungs- und Genehmigungsplattform. Bis Jahresende soll ein System entstehen, das nicht nur kategorisiert, sondern auch prüft: Lässt sich das behauptete Problem überhaupt aus den Planungsunterlagen ableiten? Welche Gesetze sind einschlägig? Was ist die rechtliche Folge? Ende 2025 soll die neue Lösung zur Verfügung stehen. Selbst dann wird die KI dem Menschen nicht alle Arbeit abnehmen – aber selbst 440.000 Einwendungen dürften dann viel von ihrem Schrecken verlieren.

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