Strafabgabe für alle Berliner Unternehmen droht!

Ab 2027 droht die Ausbildungsplatzabgabe.

Das Gesetz würde jedes Unternehmen zusätzlich belasten ohne die eigentlichen Probleme auf dem Ausbildungsmarkt zu lösen. Statt mehr Ausbildung drohen mehr Bürokratie, Klagen und Unsicherheit.

Berliner Exporte

Polen überholt die USA - wie Berliner Unternehmen vom wirtschaftlichen Aufschwung des Nachbars profitieren können

Polen ist längst Wirtschaftsmacht – und heute noch vor China und den USA der wichtigste Handelspartner Berlins. Wer den Markteintritt richtig plant, kann vom polnischen Aufschwung kräftig profitieren. Wir geben fünf praktische Tipps.

Mann mit rosa Hemd und dunklem Cardigan steht vor Wand mit Schrift 'Botschaft der Bundesrepublik Deutschland Warschau' neben den Flaggen von Polen, EU und Deutschland.

Axel Wiegand vom Laser-Hersteller LTB Berlin reiste mit einer Wirtschaftsdelegation aus Berlin nach Polen.

Traumhafte Zahlen beim östlichen Nachbarn: Fast drei Prozent hat Polens Wirtschaft im vergangenen Jahr zugelegt. Auch für dieses Jahr sind die Perspektiven ausgezeichnet – anders als für viele andere EU-Länder und deutlich optimistischer als für Deutschland. Berlin profitiert von dieser Entwicklung im Nachbarland. Der Handel mit Polen ist immer wichtiger geworden und hat Anfang 2025 sogar den mit China und den USA übertroffen. In kein anderes Land der Welt hat Berlin so viele Güter wie Maschinen, Elektroartikel oder Motorräder exportiert.  

Wie Berliner Unternehmen vorgehen

Für innovative Unternehmen in beiden Ländern spielt die Grenze längst keine große Rolle mehr. „Als Technologieunternehmen waren wir von der polnischen Forschungs- und Industrielandschaft sehr beeindruckt“, sagt beispielsweise Axel Wiegand vom Laser-Hersteller LTB Berlin. „Polen wird oft unterschätzt, verfügt aber über gut ausgebildete Studierende, engagierte Wissenschaftler und eine effiziente Infrastruktur.” Als LTB Mitte Oktober mit einer Wirtschaftsdelegation aus Berlin nach Warschau fuhr, konnte Wiegand in Warschau wertvolle Kontakte knüpfen und Freundschaften schließen. 

Mann in blauer Jacke und Jeans sitzt auf einer Steinbank neben einer kleinen bronzenen Statue eines sitzenden Kindes, rote Schilder mit weißer Aufschrift 'POLITECHNIKA WROCŁAWSKA' und 'WYDZIAŁ CHEMICZNY' an der Wand.

Axel Wiegand vom Laser-Hersteller LTB Berlin konnte in Polen wertvolle Kontakte knüpfen und Freundschaften schließen.

Ähnlich das deutsch-polnische Unternehmen Inuru, das leuchtende Hightech-Displays produziert, die vor allem auf Verpackungen für Lebensmittel, Kleidung oder Arzneimittel angebracht werden. Die Displays können dann Produkt und Marke angepasst werden und können sich ständig verändern. Zur Herstellung hat der Berliner Hersteller eine Fabrik in Wildau bei Königs-Wusterhausen eröffnet. Dort können die Displays rund 90 Prozent günstiger produziert werden als in klassischen Verfahren. Dafür wurde Inuru im Oktober 2025 mit dem Wirtschaftspreis der Deutsch-Polnischen Industrie- und Handelskammer (AHK Polen) ausgezeichnet. „Diese Auszeichnung hat für uns und unser Unternehmen eine enorme Bedeutung“, sagte Inuru-Gründer und CEO Marcin Ratajczak. „Sie zeigt, dass viele Menschen daran glauben, dass Europa wieder zu einer Technologiemacht werden kann. Wir bringen die europäische Technologieführerschaft zurück.“ 

Große Chancen in Polen

Dank seiner zentralen Lage, seiner dynamischen Wirtschaftsentwicklung und seiner starken Industrie ist Polen zu einem bedeutenden Wirtschaftsstandort in Europa geworden. Laut IWF steht das Land heute auf Platz 20 der größten Volkswirtschaften der Welt. Das Land bietet viele Vorteile: hoch qualifizierte Fachkräfte, eine gute Infrastruktur, niedrige Produktionskosten und attraktive Absatzmärkte. Polen ist für Deutschland der viertgrößte Exportmarkt. Fast 6.000 deutsche Unternehmen sind dort aktiv. 

Mann mit Glatze trägt dunkelblauen Anzug, hellblaues Hemd und dunkelblaue Krawatte vor weißem Hintergrund.

Christopher Fuß von der deutschen Außenwirtschaftsagentur Germany Trade & Invest GTAI mahnt Berliner Unternehmen: „Unterschätzen Sie die Konkurrenz nicht.”

„Polen ist ein innovatives Land mit einem starken Binnenmarkt. Sehr viele internationale Firmen sind dort aktiv“, sagt Christopher Fuß von der deutschen Außenwirtschaftsagentur Germany Trade & Invest GTAI. Das hat Konsequenzen für Unternehmen aus Berlin, die in Polen Fuß fassen wollen: Made in Germany allein reicht nicht mehr für gute Verkaufszahlen. Der Markteintritt in Polen muss gut vorbereitet werden. Fuß mahnt die Unternehmen: „Unterschätzen Sie die Konkurrenz nicht.” 

Potential und Partnerschaft

Das bestätigt Axel Wiegand: „Wir sehen Polen als Region mit wachsendem Potenzial, guten Geschäftspartnern und vielfältigen Geschäftsmöglichkeiten.“ Für den wirtschaftlichen Erfolg sei aber auch die starke Partnerschaft zwischen Berlin und Warschau wichtig. „Bürokratie kann auf beiden Seiten eine Herausforderung sein“, meint Wiegand, „das ist aber international nicht unbekannt.“ Im Umgang mit bürokratischen Anforderungen helfe vor allem die Unterstützung vor Ort, zum Beispiel durch die Kammern, die Botschaft oder Konsulate. 

Auch LTB hat einen Partner vor Ort in Polen gefunden. Wiegand sagt: „Wir konnten bereits erste Erfolge beim Verkauf unserer Produkte verzeichnen.“ Künftig sollen nun Produkte grenzüberschreitend erforscht und entwickelt werden, idealerweise mit Unterstützung des Berliner Senats. 

Gute Perspektiven

Paweł Kwiatkowski, Mitglied der Geschäftsführung der Deutsch-Polnischen Industrie- und Handelskammer (AHK Polen), weiß um die Bedeutung lokaler Kompetenz: „Vor zehn Jahren war die Suche nach einem Vertriebspartner einfacher, da der polnische Markt offener für deutsche Produkte war. Heute ist die Konkurrenz sehr viel größer. Man muss die Lücken finden.“ Nur wer seine Zielgruppe vor Ort genau kennt, regionale Unterschiede berücksichtigt und mit seinem Produkt eine bestimmte Nachfrage trifft, ist erfolgreich. 

Mann mit kurzen braunen Haaren trägt weißen Hemdkragen und schwarzen Anzug, steht vor hellem Hintergrund.

Paweł Kwiatkowski von der Deutsch-Polnischen Industrie- und Handelskammer (AHK Polen) warnt, dass die Lücken für deutsche Firmen in Polen schmaler werden.

Der Austausch könnte in den kommenden Jahren weiter deutlich zulegen. „Das gegenseitige Interesse ist groß“, sagt Kwiatkowski, der im Durchschnitt rund 40 Anfragen pro Monat von Firmen aus Deutschland erhält, die nach Absatzmöglichkeiten suchen. Polen hat sich zu einem echten Powerhouse in Mitteleuropa entwickelt. In der gegenwärtigen Krise könnte das für Berliner Unternehmen die Chance auf mehr Stabilität und Zuversicht sein.   

Persönlich, direkt und flexibel

Wer in Polen einsteigen möchte, muss die richtige Einstellung mitbringen. Fünf Tipps von Paweł Kwiatkowski, Leiter der Marktberatung AHK Polen.  

1. Markenauftritt: „Made in Germany“ reicht nicht mehr aus. Polen ist hochinnovativ, die Konkurrenz stark und international. Wer hier aktiv werden will, sollte den Markt vorher genau analysieren. 

2. Partnerschaften: In Polen sind zwischenmenschliche Beziehungen entscheidend. Der persönliche Zugang zum richtigen Partner ist für den erfolgreichen Geschäftsaufbau wichtig. 

3. Unternehmenskultur: In polnischen Unternehmen kommunizieren Teams häufig offen und direkt. Vor allem jüngere Mitarbeiter sind innovativ und risikobereit. 

4. Planung: Improvisation ist Trumpf. Deutsche Unternehmen planen oft sehr aufwendig, polnische Unternehmen sind dagegen häufig flexibler. 

5. Ansprechpartner: Polnische Unternehmen sind oft familiengeführt und hierarchisch strukturiert. Sie müssen den richtigen Entscheider identifizieren, der das Geschäft ins Rollen bringt.