Strafabgabe für alle Berliner Unternehmen droht!

Ab 2027 droht die sogenannte Ausbildungsplatzumlage.

Das Gesetz würde jedes Unternehmen zusätzlich belasten ohne die eigentlichen Probleme auf dem Ausbildungsmarkt zu lösen. Statt mehr Ausbildung drohen mehr Bürokratie, Klagen und Unsicherheit.

Nachfolge in Unternehmen

Übernahme statt Gründung: Selbstständigkeit mit Erfahrungsschatz

Bis 2026 müssen allein in Berlin 4.800 Unternehmen ihre Nachfolge regeln. Dafür wurde mit Unterstützung des Senats, der Kammern und Verbände die Nachfolgezentrale gegründet. Prof. Dr. Birgit Felden erläutert, welche Möglichkeiten die Übernahme für Gründerinnen und Gründer bietet.

Die Übernahme eines Unternehmens als sinnvolle Alternative zur Gründung

Warum bei Null beginnen, wenn der Weg in die Selbstständigkeit auf einem bestehenden Fundament beginnen kann? Der Verein Berliner Kaufleute und Industrieller und weitere Partner laden am 16. Oktober unter dem Motto “Übernahmegründung” zu einer Veranstaltung ein. Im Vorfeld beantwortete Prof. Felden von der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin die wichtigsten Fragen.

Übernahmegründung, klingt ein bisschen sperrig und irgendwie auch paradox. Sind Gründen und Unternehmensübernahme nicht zwei verschiedene Dinge?

Auf den ersten Blick ja – Neugründung und Nachfolge wirken wie zwei getrennte Welten. Und so sehen es leider auch viele Gründungsinteressierte. Aber wer ein Unternehmen übernimmt, gründet ebenfalls: Er oder sie tritt in die unternehmerische Rolle ein, übernimmt Verantwortung, trägt Risiko und gestaltet Zukunft. Der Unterschied ist nur, dass die Startbasis nicht null ist, sondern schon eine Substanz, Strukturen und Kunden vorhanden sind. Genau darin liegt das große Potenzial. In eine Übernahme kann man die eigene Idee sofort einbringen – und das auf einem Fundament, das bereits trägt. Anstatt Jahre mit Aufbauarbeit zu verbringen, kann man sofort innovieren und verändern.

Warum jahrelang bei null anfangen, wenn man ein funktionierendes Unternehmen übernehmen und sofort mit den eigenen Ideen durchstarten kann?“
Prof. Dr. Birgit Felden Professorin für Mittelstand und Unternehmensnachfolge an der HWR Berlin
Bis 2026 müssen nach aktuellen Schätzungen der Nachfolgezentrale Berlin und der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft 4.800 Unternehmen eine Nachfolge regeln. Was bedeutet das für die Region?

Das ist eine riesige Anzahl und wenn es nicht gelingt, diese Unternehmen in neue Hände zu geben, verlieren wir Arbeitsplätze, Wissen, Kundenbindungen und oft auch wertvolle Netzwerke. Und es ändert die Wirtschaftsstruktur in der Region: Denn für Berlin bedeutet das nicht nur ökonomischen Schaden, sondern auch den Verlust von Vielfalt und Innovationskraft im Mittelstand. Aber man darf nicht nur die negativen Seiten sehen, denn schließlich eröffnet diese Situation eine riesige Chance für Gründer und Gründerinnen, die nicht bei null anfangen wollen. Und die sollten wir nutzen. Nachfolge klingt nach „Problem“ – nach Abgabe, Ende, Unsicherheit. In der Gründungsförderung stehen dagegen Startups mit kreativen Ideen im Rampenlicht. Da ist alles bunt und sexy. Damit Übernahmegründung sichtbarer wird, brauchen wir ein anderes Narrativ: Nachfolge muss als sanfter Einstieg ins Unternehmertum verstanden werden, als große Chance zur Gestaltung und Weiterentwicklung.

Und worauf muss man sich gefasst machen, wenn man eben nicht mit einem Startup im eigentlichen Wortsinne durchstartet?

Man übernimmt nicht nur Chancen, sondern auch Verpflichtungen und findet Strukturen, die vielleicht nicht optimal sind: Nicht alle Mitarbeitende freuen sich über Innovation, es gibt langfristige Verträge, die ich nicht brauche und eingefahrene Strukturen, die Wandel behindern. Das kann herausfordernd sein. Es erfordert Fingerspitzengefühl und die Bereitschaft, Bestehendes zu respektieren, aber auch gezielt zu modernisieren. Wer diesen Balanceakt beherrscht, kann sehr erfolgreich sein. Übernahmegründer und -gründerinnen starten mit mehr Verantwortung für Bestehendes – und gleichzeitig mit deutlich mehr Substanz. Sie sollten pragmatisch und stärker auf Weiterentwicklung fokussiert sein, müssen früh unternehmerische Führungskompetenz zeigen und Toleranz mitbringen, um Bewährtes zu bewahren und alles andere behutsam zu ändern.