Strafabgabe für alle Berliner Unternehmen droht!

Ab 2027 droht die sogenannte Ausbildungsplatzumlage.

Das Gesetz würde jedes Unternehmen zusätzlich belasten ohne die eigentlichen Probleme auf dem Ausbildungsmarkt zu lösen. Statt mehr Ausbildung drohen mehr Bürokratie, Klagen und Unsicherheit.

Bürokratie bremst Urban Tech Republik

IHK-Präsident Stietzel fordert Umsetzung des Zukunftsorts Urban Tech Republic

IHK-Präsident Sebastian Stietzel fordert von der Berliner Politik die Realisierung des Projektes Urban Tech Republic auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tegel. Dieser geplante Zukunftsort solle zum Kraftzentrum der Berliner Innovationspolitik werden – und sei doch bis heute kaum mehr als ein Versprechen geblieben, kritisiert Sebastian Stietzel in diesem Gastbeitrag.

Auf dem Bild ust ein Mann mit Brille und blauem Anzug zu sehen, der in einer futuristisch anmutenden Halle steht.

IHK-Präsident Sebastian Stietzel

Tegel – wie Berlin sich an seiner Zukunft selbst hindert

In einer Zeit, in der Städte weltweit um Investitionen, Talente und Innovationskraft konkurrieren, kann es sich Berlin nicht leisten, seine eigenen Entwicklungschancen zu verspielen. Der ehemalige Flughafen Tegel steht symbolisch für dieses Dilemma: ein Ort voller Potenzial, aber ohne Perspektive. Der geplante Zukunftsort „Urban Tech Republic“ sollte zum Kraftzentrum der Berliner Innovationspolitik werden – und ist doch bis heute kaum mehr als ein Versprechen geblieben.

Dass nun die bauliche Entwicklung erneut gestreckt wird, zentrale Infrastrukturmaßnahmen weiter auf sich warten lassen und eine belastbare Ansiedlungsperspektive fehlt, lässt nicht nur die Wirtschaft, sondern auch viele politische Beobachter ratlos zurück. Es stellt sich die Frage: Wollen wir diesen Standort wirklich zur Priorität machen – oder bleibt er ein weiteres Kapitel in der langen Geschichte Berliner Großprojekte mit offenem Ende?

Fehlende Verlässlichkeit als größtes Investitionshemmnis

Berlin mangelt es nicht an Ideen – sondern an Verlässlichkeit in der Umsetzung. Genau hier liegt das strukturelle Problem der Entwicklung in Tegel. Unternehmen und Institutionen, die sich für den Standort interessieren, erhalten auch nach Jahren der Projektplanung keine verlässliche Antwort auf die einfachste aller Fragen: „Wann könnten wir starten?“

Solange zentrale Erschließungsthemen nicht gelöst sind, solange Planungsprozesse von Haushaltszyklen abhängig gemacht werden, bleibt Tegel wirtschaftlich unvermarktbar. Das wissen nicht nur die Investoren – das weiß auch die Wirtschaftsförderung der Stadt. Andere Standorte – innerhalb und außerhalb Berlins – bieten längst größere Planungssicherheit, attraktivere Rahmenbedingungen und eine spürbarere Willkommenskultur.

Dass Vertragskonditionen, Genehmigungsverfahren und Flächenverfügbarkeit bislang nicht auf Augenhöhe mit privaten Marktanforderungen gedacht wurden, ist eine weitere Schwachstelle. Hier braucht es dringend eine realistische Prüfung – und die Bereitschaft, von anderen erfolgreichen Entwicklungsstandorten zu lernen. Tegel konkurriert nicht mit Idealen, sondern mit konkreten Alternativen.

Modellfoto vom geplanten Campus

So soll der Tech-Campus, einst Flughafen Berlin-Tegel, einmal aussehen

Innovationsorte entstehen nicht durch Verwaltung, sondern durch Haltung

Wer einen Standort wie die „Urban Tech Republic“ etablieren will, muss ihn nicht nur bauen, sondern mit Haltung füllen. Das betrifft auch den Umgang mit denen, die heute schon vor Ort sind. Wo Innovationsräume entstehen sollen, muss Offenheit, Dialogbereitschaft und Flexibilität herrschen – nicht ein Klima, in dem Gründungsinitiativen und technologieorientierte Unternehmen das Gefühl haben, sich durch standardisierte Prozesse kämpfen zu müssen, die eher an klassische Industrieflächen als an einen Zukunftsort erinnern.

In Berlin haben wir über viele Jahre hinweg eine beeindruckende Startup- und Innovationslandschaft aufgebaut. Diese lebt aber nicht von repräsentativen Ankündigungen, sondern von funktionierenden Räumen, partnerschaftlichen Bedingungen und einem klaren Bekenntnis zur wirtschaftlichen Entwicklungskraft dieser Stadt. Gerade in Tegel ist dieses Bekenntnis bisher zu selten eingelöst worden.

Führung und Struktur müssen dem Anspruch gerecht werden

Wenn große Projekte ins Stocken geraten, liegt das selten an den Mitarbeitenden – sondern meist an einer fehlenden strategischen Steuerung. Für Tegel heißt das: Es braucht jetzt einen echten Neustart – in der Führung, in der Governance und in der Struktur.

Ein solches Projekt – mit seinen stadtpolitischen, wirtschaftlichen und internationalen Dimensionen – verlangt ein Management, das nicht nur verwaltet, sondern entwickelt. Das Impulse setzt, Probleme löst und Vertrauen zurückgewinnt. Die öffentliche Hand muss hier mit der Wirtschaft enger zusammenarbeiten, nicht nur im Sinne von Beteiligung, sondern in gemeinsamer Verantwortung. Ein partnerschaftliches Modell – etwa nach dem Vorbild erfolgreicher Public-Private-Partnerships wie Berlin Partner – wäre ein zeitgemäßer und wirkungsvoller Weg, um Tempo und Marktlogik zu vereinen.

EXPO2035 als Chance für den Aufbruch

In diesem Zusammenhang bietet die Idee einer dezentralen EXPO2035 eine willkommene Gelegenheit. Tegel könnte – konzeptionell und infrastrukturell – der ideale Hauptstandort für ein solches Vorhaben sein. Mit einer klaren politischen Beauftragung ließe sich nicht nur international Strahlkraft erzeugen, sondern auch ein innerstädtischer Entwicklungsschub auslösen. Vor allem wäre es ein Signal: Berlin will – und Berlin kann – Zukunft gestalten.

Ein solches Projekt könnte auch Synergien schaffen, etwa durch die Integration internationaler Best-Practice-Elemente wie dem deutschen EXPO-Pavillon aus Osaka. Richtig eingesetzt, wäre dies nicht nur ein architektonisches Statement, sondern ein Bekenntnis zur zirkulären Stadt von morgen.

Berlin bei Nacht

Stadt als Kulisse: Berlin hat sich immer wieder als attraktive Gastgeberin bewiesen

Was jetzt zu tun ist

Tegel braucht keine weiteren Positionspapiere, sondern klare Entscheidungen. Wenn Berlin das Projekt nicht mit dem nötigen politischen Gewicht, dem strukturellen Mut und dem wirtschaftlichen Realitätssinn versieht, wird es nie den Stand erreichen, den es verdient – und den die Stadt dringend braucht.

Als Präsident der IHK Berlin appelliere ich an den Senat und alle Projektverantwortlichen: Nehmen Sie die Wirtschaft mit ins Boot. Prüfen Sie die strukturellen Voraussetzungen neu. Und schaffen Sie Rahmenbedingungen, unter denen Tegel endlich das werden kann, was wir alle in ihm sehen wollen: Ein Ort, der zeigt, dass Berlin seine Zukunft gestalten kann – und will.