Strafabgabe für alle Berliner Unternehmen droht!

Ab 2027 droht die Ausbildungsplatzabgabe.

Das Gesetz würde jedes Unternehmen zusätzlich belasten ohne die eigentlichen Probleme auf dem Ausbildungsmarkt zu lösen. Statt mehr Ausbildung drohen mehr Bürokratie, Klagen und Unsicherheit.

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Noah Labs: Drei Wochen Vorsprung fürs Herz

Ein kurzer Satz am Tag könnte künftig ausreichen, um Herzpatienten vor dem Krankenhaus zu bewahren – denn das Berliner Start-up Noah Labs hat einen Algorithmus entwickelt, der Verschlechterungen bei Herzinsuffizienz anhand der Stimme erkennt.

Drei Männer in beigen gleichfarbigen Sweatpullovern stehen nebeneinander und lächeln in die Kamera.

Die drei Gründer von Noah Labs, Dr. Leonhard Riehle, Marcus Hott und Oliver Piepenstock

Bis zu vier Millionen Menschen in Deutschland leiden an Herzinsuffizienz, auch Herzschwäche genannt. „Die Krankheit verursacht mehrere hunderttausend Krankenhauseinweisungen pro Jahr und ist damit der Hospitalisierungsgrund Nummer eins bei älteren Menschen“, so Oliver Piepenstock, CEO und Mitgründer des Berliner Start-ups Noah Labs. „Für die Krankenkassen ist sie das teuerste Krankheitsbild überhaupt.“

Hilfe bei Herzinsuffizienz

Bisher werden betroffene Patienten oft per Telemonitoring überwacht: Sie messen dafür täglich zuhause Blutdruck und Gewicht, außerdem bestimmen sie mit einem Elektrokardiogramm (EKG) die elektrischen Aktivitäten ihres Herzens. Die Daten werden dann an die behandelnde Kardiologie-Praxis übertragen, wo eine Software Alarm schlägt, falls Grenzwerte überschritten werden. Das Problem dabei: Vor allem die Waage ist nicht besonders präzise. „Das Gewicht wird von vielen Faktoren beeinflusst und ist leider nicht besonders akkurat bei der Erkennung von Verschlechterungen der Herzgesundheit“, erklärt Oliver Piepenstock.

Algorithmus von Noah Labs erkennt Veränderungen in der Stimme

Hier setzt die Innovation namens „Vox“ von Noah Labs an. Das Unternehmen hat einen Algorithmus entwickelt, der Verschlechterungen anhand der Stimme erkennt. Der medizinische Zusammenhang: Bei Herzinsuffizienz lagert sich Flüssigkeit im Körper ab – nicht nur in den Beinen, sondern auch in der Lunge und im Halsbereich. Das hat Auswirkungen auf die Stimme, die Vox mit Hilfe künstlicher Intelligenz erkennen kann. Dafür müssen die Patienten täglich einen kurzen Satz in ihr Handy sprechen. Der Algorithmus analysiert den Stimmklang im Verlauf der Zeit und kann so gefährliche Trends frühzeitig erkennen.

Unsere Technik kann relevante Veränderungen in der Stimme im Schnitt 21 Tage vor einer Einweisung ins Krankenhaus erkennen.“
Oliver Piepenstock CEO

Oliver Piepenstock will Zahl der Hospitalisierungen senken

„Unsere Technik kann relevante Veränderungen in der Stimme im Schnitt 21 Tage vor einer Einweisung ins Krankenhaus erkennen“, sagt Oliver Piepenstock. „Das ist genügend Zeit, um mit angepasster Medikation sowie Flüssigkeitskontrolle gegenzusteuern und einen Krankenhausaufenthalt überflüssig zu machen.“ Piepenstock geht davon aus, die Zahl der Hospitalisierungen auf diese Weise um 30 bis 40 Prozent reduzieren zu können. Die Zulassung als Medizinprodukt in der EU könnte bis Ende 2026 erfolgen, in den USA soll es 2027 so weit sein.

Fünf Mio. Euro Kapital für Noah Labs

Noah Labs wurde 2021 von Oliver Piepenstock, Marcus Hott und Dr. Leonhard Riehle gegründet. Das Unternehmen mit Sitz am Hackeschen Markt hat 25 Mitarbeiter und konnte bisher rund fünf Mio. Euro Kapital einsammeln. „Berlin ist ideal für uns“, betont Piepenstock. „Die Gesundheitswirtschaft ist hier besonders stark, die Charité und andere Kliniken suchen den Schulterschluss mit der Gründerszene.“ Hinzu komme der Zugang zu Talenten: „Ich brauche wirklich gute Machine-Learning-Experten. Die müssen auch wegen der Stadt hierherkommen.“

Allerdings sieht Piepenstock auch strukturelle Probleme in Deutschland. Der Gemeinsame Bundesausschuss verlangt für eine Kostenübernahme durch die Kassen umfangreiche Studien – oftmals mit Tausenden Patienten –, was ein Investment von 10 bis 15 Mio. Euro bedeutet. „Das ist einer der Gründe, warum sich Innovationen im deutschen Gesundheitssystem so schwertun“, berichtet er. „In Frankreich ist der Ansatz teilweise viel pragmatischer: erst kleinere Studien für den Einstieg, dann eine Nachbeobachtung des Nutzens.“