Strafabgabe für alle Berliner Unternehmen droht!

Ab 2027 droht die Ausbildungsplatzabgabe.

Das Gesetz würde jedes Unternehmen zusätzlich belasten ohne die eigentlichen Probleme auf dem Ausbildungsmarkt zu lösen. Statt mehr Ausbildung drohen mehr Bürokratie, Klagen und Unsicherheit.

KI-Robotik von German Bionic

Mit Exoskeletten gegen Fachkräftemangel in Kliniken

Wie sieht die Pflege der Zukunft aus? Werden Roboter über Klinikflure "geistern" und Menschen ersetzen? Die Branche steht vor einem großen Umbruch. Wie kann in Zeiten des demografischen Wandels dem Fachkräftemangel begegnet werden, wenn wir gleichzeitig alle immer länger leben, aber niemand uns mehr pflegen möchte? Intelligente Spitzentechnologie aus Berlin könnte da ein Hoffnungsbringer sein.

Eine Frau mit einem Exoskelett versucht eine andere Personen beim Aufstehen von einem Bett zu helfen.

Exoskelette sind in Berliner Kliniken derzeit im Probebetrieb.

In Berlin - wie in Deutschland allgemein - herrscht ein anhaltender Pflegenotstand, der sich durch den akuten Mangel an Pflegenden noch weiter verschärfen wird. Deutschlandweit fehlen derzeit etwa 130 000 Pflegekräfte. In Berlin sollen bis 2030 in der ambulanten und stationären Altenpflege über rund 20.000 Fachkräfte fehlen. 

Die Babyboomer-Jahre gehen auf die Rente zu. Immer mehr Menschen werden immer älter. All das sorgt dafür, dass sich die Situation weiter verschärfen wird. Der Einsatz von Technologie und Künstlicher Intelligenz können eine Lösung sein, den wachsenden Herausforderungen der Pflegebranche zu begegnen. 

Ein solcher Ansatz ist der Einsatz von Exoskeletten. Diese unterstützen Pflegekräfte bei körperlich belastenden Tätigkeiten, verringern die physische Beanspruchung und können damit zur Gesundheitsförderung, Arbeitszufriedenheit und Reduzierung krankheitsbedingter Ausfälle beitragen. In der Logistik werden sie bereits erfolgreich eingesetzt. Etwa beim Tragen und Transportieren von Paketen. Nach und nach erobern diese smarten Hilfsmittel auch die Kliniken. In Deutschland kümmern sich unter anderem die süddeutschen Firmen Suitx by Ottobock und Carl Stahl um die Entwicklung dieser Exoskelette und das in Berlin ansässige Robotik-Unternehmen German Bionic hat mit dem Exia ein KI-Exoskelett entwickelt, das derzeit in Berliner Kliniken im Probebetrieb läuft. „Es ist das leistungsstärkste smarte Exoskelett, das momentan für den Markt verfügbar ist. Es ist ein am Körper getragenes aktives Exoskelett. Das bedeutet, der Pflegende zieht das Exoskelett an und bekommt über eine externe Energiequelle, in unserem Fall eine Batterie, die zwei Elektromotoren antreibt, mehr Energie zur Verfügung gestellt, als der Körper selbst aufbringen kann. Es kompensiert bei Hebebewegungen 38 Kilogramm“, erzählt Norma Steller, Technologiechefin bei German Bionic.

Eine Frau, die in einem Flur mit verschränktem Armen steht und nach vorne blickt.
Es ist das leistungsstärkste smarte Exoskelett, das momentan für den Markt verfügbar ist.“
Norma Steller Technologiechefin bei German Bionic

Sie hat es in enger Zusammenarbeit mit Dr. Sandra Strube-Lahmann, Leiterin der AG Pflegeforschung an der Berliner Charité entwickelt. Auch Maximilian Knorre, stellvertretender Pflegedirektor am Sanaklinikum Lichtenberg, befürwortet den Einsatz von Exoskeletten zeitnah auf der geriatrischen Station: „In der Pflege steht das Wohl der Mitarbeitenden und der Patientinnen und Patienten im Mittelpunkt. Um diesem Anspruch auch unter zunehmendem Fachkräftemangel gerecht zu werden, benötigen wir innovative, praxisnahe Lösungen“, so Knorre. „Exoskelette sind eine davon". 

Mann mit braunen Haaren trägt ein dunkelviolettes T-Shirt mit blauem Muster vor weißem Hintergrund.

Prof. Dr.-Ing. Ivo Boblan Berliner Hochschule für Technik

Professor Dr. med. Herbert Schuster führt eine Arztpraxis in Wilmersdorf und hat sich auf Präventivmedizin spezialisiert. Er ist bekennender Fan von Exoskeletten in der Pflege: „Ich habe viele Exoskelett-Testläufe mitgemacht. Da ist erst Skepsis bei den Pflegekräften. Dann haben wir einen ganz einfachen Versuch gemacht. Die Pflegenden sollten einen Kasten Mineralwasser vom Boden auf einen Stuhl heben. Erst ohne, dann mit Exoskelett. Ich habe an den Gesichtern gesehen, wie sie schmunzeln und sagen: Ist ja unglaublich. Das ist ja, als wenn der Kasten Wasser mir entgegenkommt“. Als Vorsorgeexperte überzeugt ihn vor allem, dass der Einsatz von Exoskeletten Bandscheibenvorfällen und anderen chronischen Rückenschäden vorbeugen kann. Er wünscht sich einen baldigen regelhaften Einsatz in Kliniken und Altenheimen.

Roboter könnten den Pflegenden in Zukunft Arbeiten abnehmen“
Professor Dr.-Ing. Ivo Boblan Lehrstuhl für Humanoide Robotik, Berliner Hochschule für Technik

Professor Dr.-Ing. Ivo Boblan teilt sich mit zwei Kollegen den Lehrstuhl für Humanoide Robotik an der Berliner Hochschule für Technik. Boblan und sein Team haben bereits mehrere Forschungsprojekte im Bereich Exoskelette durchgeführt, insbesondere mit Fokus auf ergonomische Unterstützung bei körperlich schwerer Arbeit. Doch es sind nicht nur die Exoskelette, die zukunftsweisend in der Pflege sind. Wenn Boblan in die Zukunft blickt, sieht er humanoide Roboter auf den Pflege- und Krankenstationen. Nicht um Menschen zu ersetzen, sondern um ihnen Arbeit abzunehmen. „Roboter könnten den Pflegenden in Zukunft Arbeiten abnehmen, wie etwa Spritzen aufziehen, Medikamente entblistern, oder auch das Mittagessen holen“. Die Technik, die Systeme und die Prototypen sind schon da. Wann die Roboter aber tatsächlich über Klinikflure „geistern“ - das sei, wie so oft, eine Frage des Geldes. 

Pflegewirtschaft in Berlin

Der Trendreport des regionalen Netzwerks Gesundheitsstadt Berlin e.V. gibt Überblick über Trends, Themen, Technologien der Branche

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