Strafabgabe für alle Berliner Unternehmen droht!

Ab 2027 droht die Ausbildungsplatzabgabe.

Das Gesetz würde jedes Unternehmen zusätzlich belasten ohne die eigentlichen Probleme auf dem Ausbildungsmarkt zu lösen. Statt mehr Ausbildung drohen mehr Bürokratie, Klagen und Unsicherheit.

Klimaschutz in Unternehmen

Wo steht Berlins Wirtschaft bei der Energiewende

Erstmals seit Jahren bewertet die Berliner Wirtschaft die Energiewende positiver. Und während Bürokratie und hohe Preise bremsen, zeigen einzelne Unternehmer und Netzwerke, dass Machen besser ist als Meckern.

Symbolbild Klimaschutz und wirtschaftlicher Erfolg im Gleichklang

Klimaschutz und wirtschaftlicher Erfolg im Gleichklang - Berliner Pioniere gehen voran

Als Olaf Höhn vor über zehn Jahren sein erstes Elektroauto kaufte, gab es noch nicht einmal E-Kennzeichen. „Die Leute starrten auf den Wagen und wunderten sich, dass kein Auspuff zu sehen war“, erinnert sich der Geschäftsführer der Florida-Eis Manufaktur GmbH.

Natürlich ist Höhn auch in seinem Betrieb in Spandau ein technologischer Vorreiter: Auf dem Dach liefern Photovoltaik und Solarthermie Energie. Im Fundament der Tiefkühlhalle verhindert Glasschaumschotter aus recyceltem Altglas das Einfrieren des Bodens – statt einer Fußbodenheizung wie anderswo üblich. Und im Hof stehen Liefer-LKW mit einer weltweit einzigartigen Kältetechnik. Sie nutzen eine eutektische Kühlung – eine Salzlösung, die Kälte speichert wie ein Akku. „Wir laden die Kälte nachts am Werk auf und fahren den ganzen Tag emissionsfrei, ohne Dieselaggregate“, so Höhn, der 2025 den Preis „Klimaschutzpartner des Jahres“ gewonnen hat.

Berlin: Stimmung zur Energiewende im Aufwind

Höhns Tatendrang spiegelt sich auch in der aktuellen Stimmungslage der Berliner Wirtschaft wider. Das IHK-Energiewendebarometer 2025 zeigt: Während der bundesweite Trend mit einem Wert von minus 8,3 tief im negativen Bereich verharrt, kletterte der Klimaindex der Berliner Wirtschaft erstmals seit Jahren ins Plus (2,6). Der Index ist der Saldo aus positiven und negativen Antworten auf die Frage: „Wie beurteilen Sie die Auswirkungen der Energiewende auf die Wettbewerbsfähigkeit Ihres Unternehmens?“

Mittlerweile bewerten 31 Prozent der Betriebe die Energiewende positiv oder sehr positiv, und 84 Prozent der Unternehmen haben sich das Ziel gesetzt, bis spätestens 2045 klimaneutral zu sein – 12 Prozent sind es bereits heute. Doch die Umfrage zeigt auch die Bremsklötze: Für 62 Prozent der Befragten ist die überbordende Bürokratie das größte Hemmnis, gefolgt von der fehlenden Planbarkeit der Energiepolitik (47 Prozent) sowie langsamen Planungs- und Genehmigungsverfahren (38 Prozent).

Mann mit grauen Haaren, zurückgebunden, trägt ein dunkelblaues Hemd mit weißem Punktmuster vor blauem Hintergrund.

Olaf Höhn, Geschäftsführer der Florida-Eis Manufaktur GmbH.

Im Netzwerk lernt es sich besser

Dass man diesen Herausforderungen am besten gemeinsam begegnet, weiß Johann Behrends. Er organisiert und moderiert das Energieeffizienz-Netzwerk „Berlin Plus“. „Das ist ein geschützter Raum“, erklärt Behrends das Konzept, das bereits seit 2010 besteht. Viermal im Jahr treffen sich 18 Industrieunternehmen zum vertraulichen Austausch und helfen sich bei Problemen auch ganz praktisch gegenseitig aus.

Energieverbrauch und CO2-Emissionen sinken

Nach vorläufigen Berechnungen gingen in Berlin der Energieverbrauch und die CO2-Emissionen im Jahr 2024 zurück, teilte das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg mit. Nach vorläufigen Berechnungen sank der Primärenergieverbrauch das dritte Jahr in Folge auf 209.107 Terajoule (– 4,0 Prozent). Dies ist der niedrigste Wert seit Beginn der Berechnung der Energie- und CO2-Bilanz für Berlin 1990.

Energieeffizienzgesetz treibt Firmen um

Behrends beobachtet einen Wandel in der Berliner Unternehmenslandschaft: „Wir sind an einem Punkt, an dem die rein technischen ‚Low-Hanging-Fruits‘ oft schon geerntet sind. Jetzt geht es ans Eingemachte.“ Stand früher primär die Technik im Mittelpunkt – etwa die optimale Einstellung von Lüftungsanlagen –, dominieren heute komplexe Prozess- und Managementfragen. Themen wie ISO 50001, CSRD-Berichtspflichten und das Energieeffizienzgesetz treiben die Firmen um. „Der Stand der Energiewende in Berlin ist bei den Unternehmen oft weiter als in der öffentlichen Wahrnehmung“, betont Behrends. „Aber die Firmen kämpfen mit den regulatorischen Hürden. Zu sehen, dass die anderen mit derselben überbordenden Bürokratie ringen, hilft ungemein. Man ist nicht allein und leiht sich auch mal unbürokratisch ein Messgerät aus.“

Älterer Mann mit grauen Haaren und Hemd vor einer Wand mit horizontalen Lamellen und teilweise sichtbarem Text.
Der Stand der Energiewende in Berlin ist bei den Unternehmen oft weiter als in der öffentlichen Wahrnehmung.“
Johann Behrends Netzwerk-Manager

Energiewende ist eine gesellschaftliche Aufgabe

Ihre Tipps für Berliner Betriebe: Als Ankerkunde den Ausbau von Wärmenetzen durch langfristige Verträge ermöglichen oder Abwärme aus Serverräumen und Produktion nutzen und einspeisen. „Am Ende heißt es: Gemeinsam sind wir stark“, so Schlemmermeier. Sie plädiert dafür, Projekte mit Partnern aktiv zu starten. „Die Energie- und Wärmewende ist eine gesellschaftliche Aufgabe, die wir meistern müssen und können. In Ostdeutschland haben wir die Energieversorgung schon einmal umgebaut, nach der Wende. Wir alle können Transformation.“

Pioniere, die vorangehen

Mann mit lockigem Haar trägt einen blauen Rollkragenpullover vor hellem Hintergrund.
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Drei Männer in dunkler Kleidung vor schwarzem Hintergrund mit weiß leuchtendem Schriftzug 'trawa.'
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Christian Buck
Landwirtschaftliches Feld mit goldgelbem Getreide, mehreren Solarpanelreihen und einem Traktor in der Bildmitte, rechts ein Solarpanel auf einem Blumenbeet, blauer Himmel mit Wolken.
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Großbaustelle Wärmewende

Während beim Strom schon viel passiert ist, liegt die größte Baustelle der Hauptstadt noch im Heizungskeller. „Der Anteil der Wärme am Endenergieverbrauch liegt bei über 60 Prozent, das hat sich kaum verändert“, erklärt Claudia Schlemmermeier, Geschäftsführerin der LBD-Beratungsgesellschaft. Das Unternehmen berät sektorübergreifend zur Dekarbonisierung und begleitet Stadtwerke wie Kommunen bei der Transformation.

Schlemmermeier sieht Berlin in einer entscheidenden Phase. Die kommunale Wärmeplanung läuft, doch die Umsetzung ist komplex. „Wir haben in Berlin eine sehr dichte Bebauung und viele alte Bestandsgebäude, das macht die Wärmewende hier anspruchsvoller als auf der grünen Wiese“, analysiert sie. Dennoch warnt sie Unternehmen davor, in eine Wartehaltung zu verfallen, bis die Fernwärme vor der Tür liegt. „Unternehmen können viel tun, um die Wärmewende voranzutreiben.“

Zufriedenheit als Rendite

Trotz der Hürden, die das IHK-Barometer beschreibt, bleibt der Tenor „Machen ist besser als Meckern“. Und es lohnt sich auch wirtschaftlich, wie Olaf Höhn festgestellt hat: Die Unabhängigkeit von Preisschwankungen und die Effizienzgewinne rechnen sich für ihn. Doch es geht ihm nicht nur um die Bilanz in Euro und Cent. Es geht ihm auch um Ethik. „Wer auf dem Rücken der anderen lebt, lebt unverschämt“, so Höhn. Für ihn bedeutet Energiewende, Verantwortung zu übernehmen – für den eigenen Betrieb und die Gesellschaft: „Ich habe eine weiße Weste, denn ich tue etwas für die Umwelt.“