Strafabgabe für alle Berliner Unternehmen droht!

Ab 2027 droht die Ausbildungsplatzabgabe.

Das Gesetz würde jedes Unternehmen zusätzlich belasten ohne die eigentlichen Probleme auf dem Ausbildungsmarkt zu lösen. Statt mehr Ausbildung drohen mehr Bürokratie, Klagen und Unsicherheit.

Einzelhandel

Teure Bohnen, treue Kunden

Gestiegene Preise für Kakao und andere Rohstoffe für die Herstellung von Schokolade und Pralinen haben Süßes verteuert. Die Berliner Hersteller ächzen unter den Mehrkosten, sind mit ihren Geschäften aber trotzdem zufrieden.

Person in weißer Kochjacke steht mit verschränkten Armen in einer professionellen Küche vor roten Küchenmaschinen und Metallbehältern.

Reimar Philipps, Besitzer & Vorkoster von Rosa Canina

Das erste, was beim Betreten des Eckladens auffällt, ist der Geruch. Es duftet intensiv nach Schokolade. Was später ebenso auffällt: Obwohl es nur noch knapp zwei Wochen bis Heiligabend sind, steht in den Vitrinen kein einziger Schokoladen-Weihnachtsmann. Beides sind Hinweise, dass es sich bei Rosa Canina Chocolate um eine Manufaktur handelt, die in Handarbeit Schokolade herstellt. „Bean to bar“ nennen sie das: Von der Bohne bis zur Tafel. Der Duft kommt vor allem daher, dass die Herstellung direkt im Nebenraum, hinter einer Glastür, stattfindet. Eine Mitarbeiterin, die vorher bei einem bekannten Chocolatier in Zürich gearbeitet hatte, ist hauptverantwortlich für die Produktion von rund 10.000 Tafeln pro Jahr. Die nicht vorhandenen Nikoläuse erklärt Geschäftsführer Reimar Philipps ebenfalls mit der Handarbeit: „Wir müssten uns spezielle Formen dafür anfertigen lassen, das wäre zu teuer.“ 

Zwei Hände halten eine transparente Form, in die flüssige Schokolade aus einem Metallrohr gegossen wird.

Bei Rosa Canina werden in Handarbeit aus dem flüssigen Gold süsse Versuchungen

Ein bisschen etwas Weihnachtliches findet sich dann aber doch im Geschäft in der Lottumstraße in Mitte: Zum einen eine Glühweinschokolade, zum anderen Lebkuchen einer kleinen fränkischen Manufaktur, überzogen mit der Schokolade von Rosa Canina und zudem in einer dekorativen Box verpackt. Die Kooperation besteht seit diesem Jahr und soll im nächsten Jahr ausgeweitet werden. 

Zurück zum Thema „teuer“: Dass Schokoladenprodukte vor geraumer Zeit merklich im Preis gestiegen sind, weiß jeder Supermarkt-Kunde. Philipps hat die Preise ebenfalls erhöht, vor rund zwei Jahren, kurz nachdem er die Manufaktur, die früher 31° hieß, übernommen hat. Heute kostet eine Tafel mit 50 Gramm zwischen 6,90 und 7,90 Euro – je einen Euro mehr als zuvor. Auch danach gab es weitere Erhöhungen bei den Preisen für Kakaobohnen, sagt Philipps. Er versteht die Gründe: schlechtere Ernten wegen Wetterkapriolen oder Schädlingen, zudem einen erhöhte Nachfrage auf dem Weltmarkt, insbesondere aus Asien. Aber: „Man kann nicht alles eins zu eins an die Kunden weitergeben“, sagt er. Philipps hat es auf andere Weise geschafft, die Manufaktur mit Ladenlokal, damals defizitär übernommen, zum Turnaround zu führen: Er hat die Produktion durch die Anschaffung neuer Mühlen effizienter gestaltet, somit den Output erhöht. Und er konnte den Umsatz steigern. „Die hohe Qualität unserer Produkte generiert eine hohe Nachfrage.“ Dennoch liebäugelt der studierte Jurist mittelfristig mit einer eigenen Plantage. „Damit wären wir unabhängiger vom Weltmarkt und wir hätten auch mehr Kontrolle über die Arbeitsbedingungen.“ Noch bezieht er die Rohware von einem Zwischenhändler in Amsterdam. Die zwei Tonnen Kakaobohnen stammen vor allem aus Tansania, Uganda, Vietnam und Nicaragua.

Innenraum einer Apotheke mit mehreren Holzvitrinen, gefüllt mit Glasfläschchen, Dosen und beschrifteten Behältern.

Im Verkaufsraum von Rosa Canina strömt dem Besucher der Duft von gerösteten Kakaobohnen entgegen.

Mit solchen Überlegungen muss sich Benno Hübel nicht beschäftigen. Der Geschäftsführer von Sawade mit rund 100 Mitarbeitern bekräftigt: „Wir sind ein Pralinen- und Trüffelhersteller, kein Schokoladenhersteller.“ Das heißt: Er kauft die Schokolade ein und veredelt sie mit weiteren Zutaten und Handwerkskunst zu Pralinen. Etwa 100 Tonnen Rohstoffe bezieht der Mittelständler pro Jahr, hauptsächlich von deutschen oder europäischen Lieferanten. Dennoch hat die älteste „Schokoladenmanufaktur“ Berlins, gegründet 1880 und 2013 vom Ehepaar Hübel übernommen, mit Preisanpassungen zu kämpfen. Schließlich sind auch häufig eingesetzte Zutaten wie Butter, Haselnüsse oder Mandeln in den letzten Jahren teurer geworden. Das gleiche gilt für Energie und Löhne. Die Energiekosten schlagen zu Buche, weil viel gekühlt werden muss. Die Personalkosten sind wegen des hohen Anteils an Handarbeit ein großer Posten. Die direkten Lohnkosten für die Herstellung unserer Pralinen bewegen sich in einer ähnlichen Größenordnung wie die Kosten der eingesetzten Rohstoffe“, sagt der Sawade-Chef. Und sie sind, auch wegen der Erhöhungen des Mindestlohnes, stetig gestiegen und steigen weiter. Wenn die Mitarbeiter der unteren Lohnklassen mehr bekommen, wird auch den anderen Beschäftigten ein Aufschlag gewährt. Die Folge: Hübel hat die Preise in der letzten Saison um etwa sechs bis sieben Prozent angehoben, in der davor um etwa sieben bis acht Prozent. 

Zwei Personen sitzen nebeneinander, eine trägt einen schwarzen Anzug mit gestreifter Krawatte, die andere ein weißes Oberteil, im Hintergrund ein Fenster mit Jalousien.

Melanie und Benno Hübel betreiben die Berliner Pralinenmanufaktur Sawade

Die Kunden nehmen die Preisanpassungen größtenteils gelassen. Hübel bilanziert: „Das Weihnachtsgeschäft läuft sehr gut, das ganze Jahr lief gut, sowohl auf vorhandener als auch auf neuer Fläche.“ Alleine in diesem Jahr hat Sawade zwei neue Filialen in Berlin eröffnet und zudem die erste in Hamburg. Im nächsten Jahr steht mindestens eine Neueröffnung an. Im Frühjahr öffnen sich die Türen in der Kollwitzstraße in Prenzlauer Berg. Rechtzeitig zum Ostergeschäft, dem zweiten großen Umsatzbringer in der Branche.