Netzwerken für geschäftlichen Erfolg

So vernetzen Sie sich richtig als Unternehmen in Berlin

Netzwerken bringt Kontakte. Aus Kontakten werden Kunden oder Kooperationspartner. Aber wo und wie trifft man auf die richtigen Leute? Berliner Unternehmer erzählen von ihren Erfahrungen.

Zentraler blauer Mensch verbunden durch leuchtende Linien mit vielen roten Menschen, symbolisiert Netzwerk oder Kommunikation

Networking bringt Unternehmern oft die entscheidenden Impulse

Je schneller, desto besser – so lautet das Credo von Albert Klein, wenn es um das Vernetzen an einem neuen Standort geht. Klein ist Geschäftsführer der Agile Manufacturing GmbH. Im Herbst 2024 wurde bekannt, dass das Unternehmen seinen Hauptsitz vom bayerischen Lupburg an die Spree verlegen will. „Kontakte sind nötig, wenn man eine Firma großmachen will“, erzählt Klein. Und so streckte er schnell die Fühler zu Institutionen wie Berlin Partner aus, um erste Bekanntschaften zu knüpfen. Interessante Möglichkeiten zum Vernetzen, nutzte er. 

Letztlich läuft alles über Kontakte

Manager wie Klein rennen offene Türen ein, denn Ansiedlungen von Tech-Unternehmen wie Agile Manufacturing sind begehrt. „Wir wollen in Berlin ein Forschungs- und Entwicklungszentrum etablieren“, sagt der gestandene Manager. Bald bekam er sogar die Gelegenheit, gemeinsam mit dem Regierenden Bürgermeister Kai Wegner, dem IHK-Präsidenten Sebastian Stietzel und dem Geschäftsführer von Berlin Partner Stefan Franzke sowie anderen Unternehmern an einer Delegationsreise nach Tokio teilzunehmen. Neue Kunden, Kooperationspartner, Mitarbeiter, Lobbyarbeit – letztlich läuft alles über Kontakte, weiß Klein. Mittlerweile fühlt er sich gut integriert in die Berliner Wirtschaft. „Vor einem Jahr habe ich noch niemanden gekannt. Jetzt kenne ich viele tolle Leute in Berlin, die alle etwas zu sagen haben“, sagt der Manager. 

Und das, obwohl Klein gar nicht so viel Zeit in der Hauptstadt verbringen kann. Sein Beruf macht es erforderlich, dass er die meiste Zeit durch die Welt jettet. Networking muss daher effizient sein, gerade wenn die Zeit knapp ist. 

Mann mit mittellangem, graubraunem Haar trägt dunkelblauen Anzug, hellblaues Hemd und rot-weiß gestreifte Krawatte, steht vor weißer Wand

Albert Klein, CEO Agile Manufacturing GmbH

Events gezielt zum Vernetzen nutzen

Das merken auch jüngere Unternehmerinnen und Unternehmer, die sich in der Berliner Wirtschaft etablieren wollen. Ana María Araos hat anfangs eher wahllos Events mit Fokus auf Entrepreneurship besucht, als sie vor zwei Jahren nach Berlin kam und ein Jahr später ihr Start-up Sensata UX Research gründete. Aber schnell merkte sie, dass sie die Strategie ändern muss. „Trotz großer Bemühungen habe ich zunächst keine sinnvollen Kontakte geknüpft“, sagt die gebürtige Kolumbianerin. Dann fing sie an, nur noch Veranstaltungen zu besuchen, die Themen behandeln, die sie wirklich interessieren – auch, wenn sie dafür in andere Städte reisen musste. So war sie etwa auf der „TUMI 2025 Conference – Towards resilient and inclusive mobility in our cities“ sowie Veranstaltungen zum Thema „The 15-minute-city“. Seither ist die 39-Jährige vom Nutzen des Netzwerkens überzeugt: „Man kann Gleichgesinnte kennenlernen und Kooperationen mit ihnen aufbauen.“

Person mit lockigem, dunklem Haar trägt kariertes Hemd und rotes Oberteil, steht in einem hellen Flur

Ana María Araos, Gründerin der Sensata Research GmbH

Networking beim Schönheitswettbewerb

Um geeignete Events ausfindig zu machen, muss man auch mal kreativ werden, meint Seraphine Zhang, die seit 2023 in Berlin lebt. Nach einem Jahr als Angestellte im Consulting ist sie jetzt auf dem Weg zur Unternehmerin. Gemeinsam mit Christopher Spiegelfeld hat sie Wempyre gestartet, die offizielle Gründung steht noch bevor. Zhang hat gerade nach einigen positiven Networking-Erfahrungen etwas ganz Neues ausprobiert. Sie hat sich bei „Miss Germany“ beworben und ist bereits unter die „Top 90“ gekommen. Der frühere Schönheitswettbewerb zeichnet seit 2020 Frauen aus, „die Verantwortung übernehmen“. Zhang: „Ich nehme daran teil, um die Sichtbarkeit von Wempyre zu erhöhen.“

Zhang hat mit dem Netzwerken gleich begonnen, als ihr die ersten Gedanken ans Gründen kamen. So gehört zu ihren ersten Erfolgen die Bekanntschaft zu ihrem Mitgründer Christopher Spiegelfeld. Ein weiteres Credo von Seraphine Zhang: mutig sein. Sie geht auf verschiedene Tech-Veranstaltungen wie etwa zum Berlin Deep Tech Nexus Meetup, dem Greentech-Festival oder dem Open Mic Pitch von Reaktor.Berlin und tritt dort ans Mikrofon, um sich vorzustellen. Manchmal, wenn Events Geld kosten, handelt sie einen Deal aus: Sie spricht – und kann dafür gratis teilnehmen. „In unserem sehr frühen Stadium des Unternehmens haben wir noch nicht die finanziellen Mittel für Eintrittsgelder“, sagt Zhang. 

Person mit kurzen blonden Haaren, trägt schwarzen Pullover, goldene Kette und Ohrringe, im Hintergrund Stadt Freiburg mit Kirchturm

Seraphine Zhang, Wempyre-Co-Gründerin

„Warm intro“ ist das Allerbeste

Menschen treffen, die einem nützlich sein können – darum geht es, meint Bengi Cos, die Initiatorin der KI-Sprachlern-App Ogima. Sie trifft diese Menschen unter anderem auf Events der IHK Berlin oder Netzwerk-Veranstaltungen im Start-up-Ökosystem. Allerdings sagt sie auch, dass ein „warm intro“ das Allerbeste ist: Man kennt jemanden, der jemanden kennt – und wird dort vorgestellt. Eines ist dabei klar, sagt die gebürtige Türkin: „Man darf nicht schüchtern sein, sondern muss auf die Leute zugehen.“ 

Man darf nicht schüchtern sein, sondern muss auf die Leute zugehen.“
Bengi Cos Gründerin

Netzwerke bringen Mehrwehrt für das Unternehmen

Maya Loerzer, die die Nachfolge im elterlichen Unternehmen Globalnorm GmbH in Berlin antritt, geht seit diesem Jahr verstärkt ans Netzwerken, „weil ich gemerkt habe, dass das Mehrwert und Chancen fürs Unternehmen bringt“. Also hat sie zum Beispiel am „Unternehmerinnen-Frühstück“, das vom Verband der Unternehmerinnen Deutschlands (VdU) organisiert wird, teilgenommen oder auch am Unternehmerinnentag. Besonders bereichernd fand die 29-Jährige das „Footsteps-Festival für Unternehmensnachfolger:innen und Übergeber:innen“ das in Kassel Ende Mai stattfand. „Das war zum Netzwerken optimal“, sagt Loerzer. „Dort waren viele Töchter von Unternehmern, die alle umtrieb, wie man als Vertreterin der nächsten Generation seine Position im Unternehmen findet.“ 

Frau mit langen blonden Haaren, sitzend an einem Holztisch mit Laptop, grüner Tasse und Sonnenbrille, im modernen Büro mit großer Fensterfront

Maya Loerzer, CFO der Globalnorm GmbH

7 Tipps zum Networking

  1. Nutzen Sie Newsletter von Branchenverbänden oder Plattformen wie Meetup, Eventbrite oder LinkedIn, um Events zum Netzwerken ausfindig zu machen.
  2. Setzen Sie sich auf den Events Ziele, zum Beispiel pro Event mindestens drei neue Leute kennenzulernen.
  3. Scheuen Sie sich nicht, die Kontakte über einfachen Smalltalk zu knüpfen. Am Anfang geht es um die Quantität Ihrer Kontakte. Je mehr Menschen Sie kennenlernen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass qualitativ hochwertige Geschäfts- oder Kooperationspartner dabei sind.
  4. Sehen Sie sich vor dem Besuch eines Events an, wie Sie den QR-Code zu Ihrem LinkedIn-Profil präsentieren können und nutzen Sie die Plattform, um sich auch digital zu vernetzen.
  5. Wenn Sie sich schon ein wenig etabliert haben, verbringen Sie auch Zeit mit den bestehenden Kontakten, auch die wollen gepflegt und vertieft werden.
  6. Fragen Sie sich immer: Was kann ich für mein Netzwerk und meine Netzwerkkontakte tun. Wenn Sie sich als wertvoller Bestandteil des Netzwerks erweisen, wird auch Ihnen eine entsprechende Behandlung entgegengebracht werden.
  7. Vergessen Sie nicht: Netzwerken braucht Zeit und Energie. Setzen Sie beides ein – es wird sich lohnen.