Vegane Lebensmittel

Nosh kämpft mit Koji gegen den Klimawandel

Vegane Fleischalternativen sind immer noch ein Nischenprodukt. Das Berliner Start-up Nosh will das ändern – mit einem Fadenpilz, der sich anfühlt wie Fleisch und in stillgelegten Brauereien produziert werden kann.

Tim Fronzek, Gründer des Berliner Start-ups Nosh

Mehr als 30 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen gehen auf das Konto der Nahrungsmittelindustrie, vor allem durch die Fleischproduktion. Gleichzeitig erreichen vegane Fleischalternativen kaum mehr als ein Prozent Marktanteil. „Sie sind zu teuer, schmecken nicht überzeugend und haben lange Zutatenlisten“, sagt Tim Fronzek, Gründer des Berliner Start-ups Nosh. Fronzek will die Fleischalternativen verbessern und auf diese Weise etwas für den Klimaschutz tun – mithilfe des Fadenpilzes Aspergillus Oryzae, aus der asiatischen Küche auch bekannt als Koji.

Koji ist proteinreich und enthält wertvolle Ballaststoffe

Das im Februar 2022 von Tim Fronzek und Felipe Lino gegründete Start-up aus Adlershof züchtet den Pilz in großen Edelstahltanks. Eine Mischung aus Wasser und Kohlenstoffquellen wie Zucker oder Stärke plus zugeführter Sauerstoff reichen aus, um die Behälter in nur 24 Stunden vollständig mit Koji zu füllen. Für die Ernte wird das Wasser abgelassen und der Pilz gewaschen – fertig ist das weißlich-gelbe Produkt, das ein wenig an Hühnchenfleisch erinnert. Der große Vorteil von Koji: Der Pilz wächst in faserigen Strukturen und bringt dadurch von Natur aus eine fleischähnliche Textur mit – ganz ohne energieintensive Verarbeitung oder Zusatzstoffe. Außerdem ist er proteinreich und enthält wertvolle Ballaststoffe.

Als Pulver ist der Pilz auch ein möglicher Ersatz für Stabilisatoren in Eiscreme, Ei in Backwaren oder Kakaobutter in Schokolade.“
Tim Fronzek Gründer

Nosh produziert vegane Allrounder

Der Fokus von Nosh liegt aktuell auf zwei Anwendungen: vegane Fleischalternativen und hybride Fleischprodukte. Bei Letzteren werden bis zu 35 Prozent des Rindfleischs durch Koji ersetzt – meist ohne dass die Verbraucher einen Unterschied schmecken. Gleichzeitig sinkt der Fettgehalt der Produkte um 20 bis 30 Prozent, Ballaststoffe kommen hinzu – und die Herstellungskosten sind deutlich niedriger. Doch Koji kann noch mehr, als nur Fleisch nachhaltiger zu machen: „Als Pulver ist der Pilz auch ein möglicher Ersatz für Stabilisatoren in Eiscreme, Ei in Backwaren oder Kakaobutter in Schokolade“, so Tim Fronzek.

Finanzieurng
10
Mio. Euro
sind bisher in das Unternehmen Nosh geflossen.
Beschäftigung
20
Mitarbeitende
sind für Nosh tätig.

Ein erstes Restaurant in Berlin bietet bereits Gerichte auf Koji-Basis an, weitere sollen folgen. Außerdem arbeitet Nosh mit einem der Schwergewichte der Lebensmittelbranche zusammen: Tönnies, Europas größtem Fleischproduzenten. Barilla ist ebenfalls Kooperationspartner des Start-ups – und beide sind mittlerweile auch als Investoren an Bord. Etwas mehr als zehn Mio. Euro sind bisher in das Unternehmen mit 20 Mitarbeitern geflossen.

Nosh baut eigene Produktionsanlage auf

Noch stammen die Nosh-Produkte größtenteils von einem externen Hersteller, aber das könnte sich bald ändern – denn in Großröhrsdorf bei Dresden baut das Unternehmen gerade eine eigene Produktionsanlage auf. Der Clou: Nosh rüstet eine stillgelegte Brauerei um, statt zu deutlich höheren Kosten eine neue Anlage zu bauen. In gewisser Weise kehrt Tim Fronzek dadurch auch zu seinen Wurzeln als Entrepreneur zurück: Sein erstes Unternehmen Rebuy war eine E-Commerce-Plattform für gebrauchte Medien und Elektronik, die heute noch erfolgreich ist. Nun verhilft er einer Brauerei zu einem zweiten Leben.