Digitalisierung im Kunstbetrieb

Artbutler: Ordnung ist die halbe Kunst

Von der Inventarliste bis zur Messe: Artbutler Software bringt Ordnung in die Kunstsammlung, Tempo in den Verkauf und Struktur in den Kopf von Kunstschaffenden.

Dirk Herzer steht mit verschränkten Armen in einem blauen Anzug und weißem Hemd. Im Hintergrund sind Fenster und Stühle sichtbar.

Artbutler-CEO Dirk Herzer

Die Geschichte von Artbutler beginnt mit Ärger. In einer Berliner Galerie läuft eine rudimentäre Software, der es an vielem mangelt: Einige benötigte Informationen fehlten ebenso wie bestimmte Funktionen, die vermisst wurden. Nach Gesprächen mit allen Beteiligten war schnell klar: Diese Software war nicht das Werkzeug, das den Alltag in Galerien wirklich einfacher macht. Da es nichts Passendes gab, entschloss sich Artbutler-Gründer Dirk Herzer mit seinem Team, selbst ein Produkt zu entwickeln. So entstand schließlich 2002 in Berlin die erste Version von Artbutler, zunächst für Galerien, bald darauf auch für Künstlerinnen und Künstler und Sammlungen.

Struktur für den Galeriealltag

Durch die Lösung von Artbutler lassen sich heute Werke digital inventarisieren und professionell dokumentieren. Die Software bringt Struktur und Effizienz in den oft komplexen Galeriealltag. Mit der Lösung können Galerien gezielt Sammlerinnen und Sammler ansprechen, eine Messe vorbereiten oder eine Online-Kampagne starten. Die Shopify-Anbindung verwandelt Präsentationen auf Wunsch in einen Verkaufskanal – ohne doppelte Datenpflege.

Digitale Bühne für Kunst

Besonders gefragt sind Features wie der digitale Showroom oder die Augmented-Reality-Funktion ‚View Works on your Wall‘, mit denen neue Möglichkeiten der Kunstvermittlung geschaffen werden. So können Interessierte zum Beispiel mit ihrem Smartphone oder Tablet sehen, wie ein Werk an ihrer eigenen Wand in Originalgröße wirken würde. Das überzeugt, senkt Hemmschwellen und beschleunigt Entscheidungen. So zum Beispiel, wenn mithilfe der Software ein angefragtes Angebot nicht erst eine Woche später, sondern direkt nach dem Gespräch versendet wird. 

Auch der Kunstmarkt wird durch Entwicklungen von KI gestützten Services beeinflusst“
Dirk Herzer Geschäftsführer

Zwischen Hype und Substanz

Während solche Lösungen den Markt spürbar verändern, entpuppen sich andere digitale Trends wie NFTs eher als kurzlebige Experimente. „Auch der Kunstmarkt wird durch Entwicklungen von KI gestützten Services beeinflusst. Allerdings ist jede Prognose im KI-Zeitalter schnell überholt. Nachhaltig ist, was den Alltag erleichtert – nicht, was Schlagzeilen macht“, sagt Artbutler-CEO Dirk Herzer.

Die unterschätzte Arbeit

Keine Schlagzeile, aber eine Begegnung mit einem Künstler ist Herzer in Erinnerung geblieben. Der Künstler, inzwischen verstorben, stellte bei der Einführung von Artbutler fest, wie schwer es wäre, 25 Jahre Arbeit rückwirkend zu dokumentieren. „Museen fragen nach Arbeiten von mir, bei denen ich nur noch vermuten kann, dass ich sie vielleicht vor 20 Jahren einem Freund am Ende eines feuchtfröhlichen Abends geschenkt habe“, erzählte ihm der Künstler.

Herzer weiß: „Natürlich ist Dokumentation nicht der ‚most sexiest part of art‘. Aber an diesem Beispiel sieht man, wie wichtig sie ist.“ Deshalb wollte das Start-up seine Software so einfach und nachhaltig wie möglich machen. Für die Zukunft wünscht sich Gründer Herzer, dass er junge Akteurinnen und Akteure so unterstützen kann, dass sie in 15 Jahren nicht in diffusen Erinnerungen an durchzechte Nächte graben müssen.

Berlin als Standortvorteil

Zum Standort Berlin gibt es für Herzer keine Alternative. „Ich kann mir nur schwer vorstellen, eine Lösung für den Kunstmarkt zu entwickeln, ohne den täglichen Kontakt direkt vor der Haustür zu haben“, erklärt er. Die Stadt bietet Vielfalt, Ausdrucksformen, Netzwerke – trotz wachsender Schwierigkeiten für Kunstschaffende, Räume zu finden und zu halten. 

Mittlerweile existiert Arbutler seit über 20 Jahren. Das Erfolgsrezept sieht Herzer im Zuhören und im persönlichen Support. Die Tools werden gemeinsam mit Galerien, Künstlerinnen und Künstlern, Studios und Sammlungen weiterentwickelt. Auch wenn der Kunstmarkt durch seine Lösung digitaler wird, will er, dass er menschlich bleibt. „Wir unterstützen, erleichtern, helfen, verbessern, aber wir müssen nicht im Mittelpunkt stehen“, sagt Herzer.