Gastronomie

Burgermeister zieht von Kreuzberg in die Welt

Vor 19 Jahren fing Burgermeister in Berlin klein an – ganz klein, in einem denkmalgeschützten Toilettenhäuschen. Jetzt steht die internationale Expansion der Burger-Kette an. Insgesamt sollen in diesem Jahr 25 neue Standorte eröffnet werden.

Älterer Mann mit Brille und grauem Haar, lächelnd, trägt hellblauen Hemd und graues Sakko, vor einem Gemälde mit Tieren in Anzügen

Robert Fügert CEO/Geschäftsführer

Die Eröffnung im Jahr 2006 war eine Sensation. Am Schlesischen Tor in Kreuzberg, unter dem U-Bahn-Viadukt, eröffnete die Hamburger-Braterei „Burgermeister“. Der Clou: Der Imbiss residierte in einem ehemaligen Toilettenhäuschen. Von außen sah es noch genauso aus, wie zum Ende des 19. Jahrhunderts, als es dort erbaut wurde. Doch drinnen werden seitdem Burger belegt und Pommes gebrutzelt.

Auch 19 Jahre später ist die Kreuzberger Burger-Ausgabe noch immer eine Attraktion, was an den Schlangen zu sehen ist, die sich immer wieder vor dem ehemaligen WC bilden. Sowohl Touristen als auch Einheimische wollen satt werden, vor allem aber Teil des Hypes und des typischen Kreuzberg-Gefühls sein. Aber auch die Qualität zu fairen Preisen zieht die Menschen an, ebenso die Offenheit für Neues. Burgermeister brät mittlerweile auch vegetarische Burger.

Burgermeister an 19 Standorten

Mittlerweile gibt es Burgermeister an 19 Standorten in Deutschland. Der Schwerpunkt bleibt aber Berlin, hier finden sich heute Ableger auch in Prenzlauer Berg, Mitte oder Schöneberg. Insgesamt gehen bei der Kette 15.000 bis 25.000 Burger täglich über die Ladentheke.

Somit ist Burgermeister nicht mehr nur eine Berliner Institution mit Kult-Charakter. Die „Burgermeister Franchise GmbH“ ist ein mittelständisches Unternehmen mit gut 700 Mitarbeitern. Der Umsatz stieg im vergangenen Jahr um 37 Prozent auf 67 Mio. Euro. Und das soll erst der Anfang sein: Alleine in diesem Jahr werden knapp 25 Standorte hinzukommen, und Hunderte weiterer Mitarbeiter eingestellt werden. Gerade erst wurde der erste Burgermeister in München eröffnet. 

Grünes Leuchtschild mit dem Schriftzug 'Burgermeister' an einer Ladenfassade in moderner Einkaufsumgebung

Der Schriftzug der Burgermeister-Kette

Burger in Berlin und darüber hinaus

Die Expansion geht in diesem Jahr erstmals aber auch über Deutschland hinaus. „Demnächst eröffnen wir einen Burgermeister im polnischen Stettin“, sagt Geschäftsführer Robert Fügert. Ferner stehen Tschechien, Frankreich und Großbritannien auf der Agenda. „Sofern das Vereinigte Königreich funktioniert, sehen wir das als Sprungbrett in Richtung USA“, sagt der 56-Jährige CEO.

Fügert ist erst seit knapp vier Jahren im Unternehmen. Der gebürtige Berliner hat lange in den Vereinigten Staaten gelebt. Anfangs hat er seinem guten Freund und Burgermeister-Gründer Cebrail Karabelli beratend zur Seite gestanden. Seit geraumer Zeit ist Robert Fügert neben Cebrail Karabelli Geschäftsführer. Er treibt die Skalierung maßgeblich voran, im Übrigen nicht mehr als Franchise-Konzept, sondern nur noch in Eigenregie. Für Karabelli war Wachstum nie ein großes Thema. Umso ehrgeiziger sind jetzt die Ziele des Duos: „Wir werden eine der größten Erfolgsgeschichten in Europa seit McDonald’s,“ hofft Fügert.  

Produktion
3.500
Quadratmeter
Fläche misst die Halle, in der Burgermeister Brötchen, Fleisch-Pattys, Cookies, Käsesauce und anderes produziert.
Umsatz
67
Mio. Euro
hat Bürgermeister 2024 mit rund 700 Mitarbeitern erlöst.

Hauseigene Burger-Produktion

Die Weichen dafür sind gestellt: Die hauseigene Produktion für die Brötchen und die Fleisch-Pattys in Tempelhof hat Burgermeister auf bis zu 100 Standorte ausgelegt. 3.500 Quadratmeter  misst die Halle, in der aktuell wöchentlich 100.000 Buns gebacken und 150.000 Fleisch-Pattys gebraten werden. Ferner entstehen hier Cookies oder die Käse-Sauce nach Geheimrezept. Alle Zutaten sind frisch und von hoher Qualität, betont Robert Fügert. Das Fleisch stammt von irischen Weiderindern. „Das ist so gut, da machen andere Steaks draus.“ Viele der Zutaten sind aus regionalem Anbau, das Mehl etwa aus Spandau, die Gurken aus dem Spreewald. „Wenn du die beste Qualität haben willst, dann musst du es selber machen“, hat Burgermeister-Gründer Karabelli einmal gesagt. Dennoch musste er genau das erst lernen. In den ersten Jahren hat er „Industrie-Brötchen“ eingekauft und das Hackfleisch bei einem Fleischer erstanden. Die Erfahrungen damit waren aber nicht die besten. Somit stand irgendwann fest: Man produziert selbst.  

Ne, ne, junger Mann. Imbiss in einer Toilette? Wo gibt es denn so etwas?“
N.N. Rathaus-Mitarbeiter

Die Anfänge am Schlesischen Tor

Ständiges Hinzulernen gehörte für den Gründer immer dazu. Die größten Hürden hat er überwunden, lange bevor er am Schlesischen Tor eröffnet hat. Drei Jahre vergingen von dem Moment, als er das Toilettenhäuschen entdeckte, bis zu dem Tag, als er seinen ersten Burger in Berlin verkaufen durfte. Von Amt zu Amt ist er gelaufen, bis er endlich erfuhr, dass das denkmalgeschützte Toilettenhäuschen am Schlesi abgebaut und eingelagert werden solle. „Da habe ich gefragt: Was halten Sie davon, wenn Sie das Geld zum Einlagern sparen und stattdessen sogar noch Geld bekommen? Ich miete das Ding und baue da einen Imbiss hinein.“ Der Mitarbeiter im Rathaus antwortete ebenso verblüfft wie offen: „Ne, ne, junger Mann. Imbiss in einer Toilette? Wo gibt es denn so etwas ?“

Cebrail Karabelli setzte sich durch – und war trotzdem noch lange nicht am Ziel. Der Architekt entdeckte Schwamm und warnte. Ein anderer Fachmann gab grünes Licht. Also stand Karabelli irgendwann tatsächlich auf der Mittelinsel in Kreuzberg, im Ganzkörperschutzanzug und mit Maske über Mund und Nase, und baute, haute, putzte und strich. Endlich, Anfang 2006, eröffnete er die wohl ungewöhnlichste Burger-Braterei der Stadt. Er hatte ein bisschen Glück: Das Medienecho war groß, es wurden Filme gedreht. Im Sommer dann die Heim-WM mit Massen von Touristen. „Von Beginn an war unter den Hochbahngleisen die Hölle los“, so Cebrail Karabelli.


Jetzt soll der Erfolg mit Burgern in Berlin auf ein neues Level gehoben werden. Die größte Herausforderung dabei dürfte sein, trotz der zunehmenden Ausdehnung den eher alternativen Kreuzberg-Spirit beizubehalten. Burgermeister-Manager Robert Fügert ist sich sicher, dass das gelingt: „Unsere Optik, etwa die speziellen Fliesen, die Kunst, die Musik – all das transportieren wir in die Welt hinaus.“