Innovation in der Mobilität

Ein Turm für Elektromobilität und Flächeneffizienz

Die effiziente Nutzung des Straßenraums bleibt eine Herausforderung im wachsenden Berlin. Nicht nur für den Wohnungsbau gilt: In die Höhe Bauen ist ein Teil der Lösung. Burhan Aykut hat in Berlin-Spandau den WE Tower errichtet, wo das Konzept eines kompakten Park-Turms in die Praxis umgesetzt wurde.

Ein roter Zug mit gelben Akzenten fährt an einem Bahnhof vorbei. Im Hintergrund sind mehrstöckige, farbige Wohngebäude zu sehen. Ein Schild mit 'WE Tower' ist sichtbar.

16,50 Meter ragt der Spandauer WE Tower in die Höhe

Zwischen Dönerbude und Hochbahn träumte Burhan Aykut von einer klimafreundlichen Stadt für seine Kinder – statt Platzverschwendung wollte er Lebensqualität. Während andere achtlos an Sperrmüllhaufen und dicht geparkten Autos vorbeigingen, stellte er sich vor, wie die Straße ohne die Autos aussehen würde: grün, mit Platz für Cafés, Spielplätzen und mehr Raum für Begegnung. Das war 2020.

Heute, fünf Jahre später, ragt die Vision des Bauunternehmers in den Spandauer Himmel: der WE Tower mit 16,5 Metern Höhe. Ein vertikales autonomes Parkladesystem schafft Raum für Menschen und die Stadt. Auf nur 50 Quadratmetern Grundfläche verschwinden bis zu 30 Autos in die Höhe. Schon mit dem ersten Standort in Berlin-Spandau werden so rund 200 Quadratmeter Fläche entsiegelt und für die Stadt zurückgewonnen. Mit zehn Türmen könnten in dem Bezirk ganze 2.000 Quadratmeter Freifläche entstehen. 

Vom Bauunternehmer zum Erfinder

Burhan Aykut kommt ursprünglich vom Bau. Er ist Maler, Lackierer und Bauunternehmer. Seine Frau, Architektin, hat ihm geholfen seine Ideen in Skizzen und Pläne umzusetzen. „Während der Pandemie habe ich mir dann gesagt: „Jetzt oder nie.“ Die Baustellen lagen still, die Zeit war da. Wenn ich eine Idee habe, will ich sie umsetzen.“ Jetzt ist er Geschäftsführer seines Start-ups, der WE Tower GmbH.

Am Standort Spandau stehen 24 Ladepunkte zur Verfügung, davon vier Schnelllader vom Typ DC-Speedcharger. Damit werden Elektromobilität und urbanes Parken intelligent verbunden. Für die Energie hat Burhan Aykut selbst gesorgt. Weil Stromnetz Berlin erst nach 40 Wochen einen Anschluss gelegt hätte, hat er mit seinem Team selbst gehandelt und einen eigenen Trafo installiert. Gemeint ist ein Batteriespeicher mit 400 Kilowatt, der den Turm unabhängig und resilient macht. Zusätzlich liefert eine Photovoltaikanlage mit 111 Kilowatt Leistung Strom direkt vom Dach.

Eine moderne Parkhausfassade mit vertikaler Begrünung. Links ein Zugang mit drei roten Verkehrssymbolen: '2', '2.5', '3'. Rechts ein Ticketautomat.

Damit der WE Tower nicht so kalt wirkt, ranken Pflanzen an den Fassaden

WE Tower bietet vertikale Grünfläche

Damit der Turm nicht kalt wirkt, sondern lebendig, ranken Pflanzen an den Fassaden. Regenwasser wird gesammelt und wiederverwendet. Die 100 Quadratmeter große vertikale Grünfläche senkt die Umgebungstemperatur um bis zu vier Grad Celsius und schafft Lebensraum für Vögel und Insekten. Fahrräder, Lastenräder und E-Scooter sollen künftig eigene Stellflächen im Turm erhalten. Im Turm funktioniert alles automatisch: reservieren, parken, laden – gesteuert per App. Die rotierende patentierte „Turn Plate“ sorgt dafür, dass das Fahrzeug immer vorwärts ein- und ausparkt. 

Billig ist seine Vision nicht. 70.000 bis 80.000 Euro kostet ein Stellplatz, ein kompletter Turm bis zu 800.000 Euro. Förderungen für erneuerbare Energie und grüne Fassaden federn das ab. „Spandau wollte etwas Neues haben. Die Absprachen mit den Behörden sind sehr gut verlaufen, also keine ewige Bürokratie“, erzählt Aykut.

Wenn Burhan Aykut über den Bau des Spandauer WE Towers spricht, schwingt Stolz in seiner Stimme mit: „Jede Schraube habe ich selbst angezogen – vom Fundament bis zur Spitze“, sagt er. „Ich habe sogar den Kran selbst gefahren.“ Den Mehrwert seiner 20-jährigen Erfahrung in der Baubranche sieht er heute darin, von der Ideenentwicklung bis zum Fertigbau alles selbst mitgestalten zu können. Künftig soll eine neue Produktionsstätte in Berlin oder Brandenburg die Kosten drücken.

Jede Schraube habe ich selbst angezogen – vom Fundament bis zur Spitze.“
Burhan Aykut Gründer

Digitale Fassade für Information und Inspiration

Am 21. Juli feierte der WE Tower in Spandau Premiere – mit Politik, Wirtschaft und vielen Gästen. Berlins Mobilitätssenatorin Ute Bonde und weitere hochrangige Politikerinnen und Politiker würdigten das Projekt als wichtigen Beitrag für Elektromobilität und Klimaschutz. Für Aufmerksamkeit und Diskussionen sorgten auch die Werbeflächen am Turm. Die digitale LED-Fassade soll auch transparent machen, wie viel Strom der Turm erzeugt und wie viel CO₂ eingespart wird. 

Kapazität
30
Autos
können in einem WE Tower, der 38,80 Meter hoch ist, geparkt werden. In den Spandauer Tum, der 16,50 Meter hoch ist, passen zehn Wagen.
Energie
400
Kilowatt
Leistung hat der Batteriespeicher, der die Energieversorgung des Spandauer WE Towers sicherstellt.

Von Spandau in die Welt

Bis Herbst 2026 sollen zehn weitere Türme in Berlin entstehen. Anfragen gibt es aus ganz Deutschland, aus Europa und sogar aus Dubai und Katar. So könnten weitere 40-60 Arbeitsplätze entstehen, schätzt Aykut. In Gesprächen ist er auch mit Carsharing-Firmen sowie mit Autoherstellern. Zusätzlich ist ein Abo-Modell geplant: Wer monatlich zahlt, kann in jedem WE Tower der Stadt parken. Pro angefangene Stunde werden aktuell 2,90 Euro fällig.

Die Idee, die sich im Namen des WE Tower widerspiegelt, ist das „wir“. „Der WE Tower heißt so, weil es nicht um mich geht, sondern um uns. Ich möchte damit einen Beitrag zur Ladeinfrastruktur und zum Klimaschutz leisten.“ Für Aykut ist nun der erste Schritt getan.