Technologie

Aus Britz in die Welt: ASML weitet Berliner Produktionsstätte aus

Ohne die Maschinen von ASML stünde die moderne Hightech-Welt still. Herzstücke der komplexen Maschinen werden in Berlin Britz gefertigt. Hier baut das Unternehmen nun seine Produktion aus. Es wird nicht der letzte Wachstumsschub des Hightech-Unternehmens in der Hauptstadt gewesen sein.

Mann mit grauen Haaren, trägt ein hellblaues Hemd und beige Hose, steht entspannt in einem modernen Büroflur mit großen Fenstern und runden Deckenleuchten.

Markus Matthes leitet den Berliner ASML-Standort

Wer in Berlin echte Hochtechnologie sucht, wird in Britz fündig. Hier betreibt der niederländische ASML-Konzern – einer der wichtigsten Player in der globalen Halbleiterindustrie – einen Standort. ASML ist der führende Anbieter von Lithografie-Systemen, jenen hochkomplexen Maschinen, die Siliziumscheiben – sogenannte Wafer – mit feinsten Strukturen belichten und so die Grundlage für Mikrochips schaffen. Ohne diese Anlagen gäbe es keine Microchips – und ohne Chips gäbe es keine Smartphones, keine Hochleistungsrechner, keine künstliche Intelligenz und keine Elektroautos.

Mit der Eröffnung seines neuen Produktionsgebäudes „BER08“ am 18. September setzt ASML einen Meilenstein für seinen Standort in der deutschen Hauptstadt. Rund 5.000 Quadratmeter zusätzlicher Produktionsfläche stehen fortan zur Verfügung, darunter 1.800 Quadratmeter für modernste Reinraumlabore. In Berlin werden wichtige Bauteile für die Lithografie-Systeme von ASML produziert – die Wafertafeln. Das neue Produktionsgebäudes in Britz wird intern als „Wafertafel Powerhaus“ bezeichnet. 

Vier Personen in blauer Schutzkleidung gehen mit einem Rollwagen durch einen sauberen Raum. Große Fenster zeigen den Bereich auf der linken Seite.

Am Standort Berlin-Britz betrreibt ASML hochmoderne Reinraumlabore

Wafertafeln: Herzstücke der Chipproduktion

Dass der Standort Berlin innerhalb des Konzerns eine immer größere Rolle spielt und sukzessive ausgebaut wird, überrascht nicht: „In Berlin werden Schlüsselkomponenten wie Wafertafeln und -klemmen, Reticle Chucks und Spiegelblöcke entwickelt und gefertigt. In jeder Lithografie-Maschine sind zahlreiche Komponenten verbaut“, erklärt Markus Matthes, der den Berliner ASML-Standort leitet. „Viele dieser Schlüsselkomponenten werden nur hier in Berlin hergestellt.“ Die Wafertafeln halten Wafer im System und sorgen dafür, dass sie mit mikroskopischer Präzision belichtet werden können. Als Herzstücke der Lithografie-Maschinen hängt von ihrer Genauigkeit die Leistungsfähigkeit des Gesamtsystems ab. 

Von Berliner Glas bis ASML: Lange Historie in Berlin

Die Wurzeln der heutigen Berliner ASML-Produktion reichen weit zurück: Gegründet wurde das Berliner Werk nicht von dem niederländischen Konzern selbst, sondern 1952 vom Unternehmer Herbert Kubatz, Senior eines Glasgroßhandels, den sein Sohn Herbert Kubatz Junior ab den Sechzigerjahren unter dem Namen Berliner Glas in ein Technologieunternehmen verwandelte. Zunächst konzentrierte er sich auf Spezialgläser für Fotokopierer, später auf Präzisionsoptik. Die entscheidende Weichenstellung kam in den Neunzigerjahren mit der Hinwendung zur Halbleiterindustrie, als Berliner Glas sich mit Komponenten aus Hochleistungskeramik positionierte – und damit genau die Fähigkeiten entwickelte, die ASML für seine Maschinen dringend brauchte. Über drei Jahrzehnte lang pflegten beide Unternehmen eine enge Partnerschaft, bis sich 2020 die Nachfolgefrage stellte. Da Kubatz Junior keinen Nachfolger für das Familienunternehmen fand, übernahm ASML den Standort. 

Der übernommene Stammsitz der Berliner Glas in der Britzer Waldkraiburger Straße soll in den kommenden Jahren zu einem hochmodernen, nachhaltigen und sicheren Campus ausgebaut werden, der den Mitarbeitenden ein attraktives Arbeitsumfeld bietet. „Vor einigen Jahren haben wir an unseren Campus angrenzende Flächen erworben, auf denen nun neue Produktionsgebäude entstehen. Aber wir planen auch Modernisierungen und Umbauten auf der bestehenden Fläche, um die Fläche, die wir haben, optimal zu nutzen“, erklärt Matthes die nächsten Entwicklungsschritte in Neukölln. 

Wir sind vollumfänglich für unsere Produktgruppen verantwortlich – von der Forschung, über die Entwicklung bis zur Serienfertigung“
Markus Matthes Head of German Management Team

ASML liefert Innovation aus Berlin

Neben der Produktion schlägt in Berlin auch das innovative Herz des Unternehmens. Rund 320 der aktuell über 1.700 Beschäftigten arbeiten in den eigenen Forschungs- und Entwicklungsabteilungen. „Wir sind vollumfänglich für unsere Produktgruppen verantwortlich – von der Forschung, über die Entwicklung bis zur Serienfertigung“, erklärt Markus Matthes. So werden in Britz neue Werkstoffe getestet, Fertigungstechnologien erprobt und Verfahren entwickelt, die den Chipmaschinen der nächsten Generation noch mehr Präzision und Geschwindigkeit verleihen sollen. Der Standort ist also nicht nur verlängerte Werkbank, sondern integraler Bestandteil der globalen Innovationsstrategie des Konzerns.

Mit dem neuen Gebäude BER08 unterstreicht das Unternehmen, dass seine Zukunft auch in Berlin geschrieben wird – und dass die deutsche Hauptstadt innerhalb des globalen Netzwerks von ASML eine immer größere Rolle einnimmt. Für Berlin bedeutet das nicht nur hochqualifizierte Arbeitsplätze, sondern auch internationale Sichtbarkeit in einem der innovativsten Industriezweige unserer Zeit.

Belegschaft
1.700
Beschäftigte
arbeiten für ASML in Berlin, davon 320 in den Forschungs- und Entwicklungsabteilungen.
Produktionsfläche
5.000
Quadratmeter
umfasst die neue Fertigungsstätte von ASML in Britz. Auf 1.800 Quadratmetern sind modernste Reinraumlabore untergebracht.