Strafabgabe für alle Berliner Unternehmen droht!

Ab 2027 droht die sogenannte Ausbildungsplatzumlage.

Das Gesetz würde jedes Unternehmen zusätzlich belasten ohne die eigentlichen Probleme auf dem Ausbildungsmarkt zu lösen. Statt mehr Ausbildung drohen mehr Bürokratie, Klagen und Unsicherheit.

Internationale Fachkräfte

Björn Fromm (EDEKA): "Die Verständigung zwischen den Kulturen ist wichtig"

Björn Fromm wirbt als Präsident des Berliner Handelsverbands für das Projekt TalentsBridge. Auch als Chef dreier Edeka-Märkte kann er sich vorstellen, Fachkräfte aus Namibia einzustellen

Ein Mann im Anzug steht in einem Supermarkt-Gang mit Lebensmittelregalen.

Björn Fromm ist Chef von drei Edeka-Märkten und Präsident im Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels e.V. sowie im Handelsverband Berlin-Brandenburg e.V.

Neben seiner Unternehmer-Tätigkeit in der Fromm Lebensmittel GmbH, zu der zwei Edeka-Märkte in Wedding und einer in Buckow gehören, engagiert sich Björn Fromm jeweils als Präsident im Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels e.V. sowie im Handelsverband Berlin-Brandenburg e.V. Er weiß daher, wie schwer der Fachkräftemangel die Einzelhändler trifft, und befürwortet Initiativen, die mit neuen Ansätzen der Herausforderung begegnen.

 

Können Sie sich vorstellen, künftig Fachkräfte aus Namibia einzustellen? 

Björn Fromm: Selbstverständlich. Wir suchen jeden Tag händeringend Mitarbeitende und auch Auszubildende. Sie spielen auf das Projekt TalentsBridge an: Ja, das ist interessant für uns. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt beschäftigt mich das Projekt aber eher in meiner Funktion als Präsident des Handelsverbands Berlin-Brandenburg.


Warum?
 

TalentsBridge ist ein sehr spannendes und herausforderndes Projekt. Aus meiner Sicht ist es ein sehr lobenswertes Engagement der IHK Berlin. Jetzt geht es auch darum, die Idee in der Berliner Wirtschaft in die Breite zu tragen. Wir unterstützen als Verband das Projekt und werden es über unser Netzwerk publik machen.

Worin sehen Sie die Vorzüge des Projekts in Namibia?

Es ist ein Erfolg versprechender Ansatz, die Menschen bereits im Ausland auszubilden. Wir haben bisher große Probleme mit der Anerkennung von Zeugnissen und Abschlüssen, wenn Fachkräfte aus dem Ausland zu uns kommen wollen. Ich gehe davon aus, dass es im Rahmen von TalentsBridge deutlich weniger Schwierigkeiten mit der Bürokratie geben wird, wenn dabei nach deutschen Standards ausgebildet und ein IHK-Abschluss erworben wird. Und ich glaube, dass das Land Namibia gut gewählt ist, ein Land, in dem Englisch Amtssprache ist. Eine Grundverständigung ist schon mal da.

Aber für Sie im Einzelhandel ist doch vor allem die deutsche Sprache wichtig?

Deutsch ist Bestandteil der Projektidee von TalentsBridge. Und das ist ganz wichtig für uns, weil wir im Handel ja keine stummen Arbeitsplätze haben. Wir treffen jeden Tag auf Kundinnen und Kunden, die wir auch beraten wollen. Speziell im Lebensmitteleinzelhandel sind es häufig eher kurze Fragen, die uns erreichen: Wo stehen die Eier? Warum wird die Pfandflasche im Leergutautomaten nicht angenommen? Wenn man gar kein Deutsch kann, ist es natürlich kaum möglich, bei uns zu arbeiten. Aber so wie wir Einzelhändler ticken, ist Sprache gar nicht das wichtigste Kriterium. 

 

Ein Mann in einem Anzug mit Krawatte sitzt an einem weißen Tisch und gestikuliert mit den Händen.

Björn Fromm sieht in TalentsBridge ein spannendes Projekt

Wie ticken Einzelhändler denn?

Wir Kaufleute, die sich im Handel selbstständig machen, haben Spaß daran, etwas zu verkaufen. Es bereitet uns viel Freude, unser Sortiment zu präsentieren, mit Kunden in Kontakt zu kommen. Wir lieben die Waren und freuen uns, wenn sie von den Menschen, die zu uns in die Läden kommen, auch angenommen werden. Und diese Freude an Beratung und Verkauf sowie dem Umgang mit der Ware erwarten wir Kaufleute dann auch von unseren Mitarbeitern.

Und dann ist Sprache nicht alles.

Richtig. Wer lernwillig ist und mit einer guten Basis an Sprach-Vorkenntnissen kommt, wird sich gut in unserer Branche einfinden können. Letztlich kommunizieren wir ja auch nicht ausschließlich über die Sprache untereinander oder mit der Kundschaft.

Sondern?

Verständigungsschwierigkeiten gibt es auch, weil Gestik und Mimik in unterschiedlichen Kulturen verschieden aufgenommen werden. Daraus können vielfältigste Missverständnisse resultieren. Deshalb finde ich es so wichtig und richtig, dass Auszubildende aus Namibia im Projekt früh auf kulturelle Unterschiede hingewiesen werden. TalentsBridge hat diesen Umstand bereits mitgedacht. Aus unserer Erfahrung mit Geflüchteten wissen wir, dass die wirkliche Integration nicht mit einem Deutschkurs zu Ende ist. Wir haben häufig bei ihnen einen gewissen Kulturschock erlebt, weil Menschen in unterschiedlichen Ländern nun einmal unterschiedlich miteinander umgehen und es andere Regeln gibt. 

Haben Sie Beispiele für Probleme, die aus kulturellen Unterschieden resultieren?

Es gibt viele kleine Details in der nonverbalen Kommunikation. Im Handel stellen wir häufiger fest, das in anderen Kulturkreisen ein ganz anderes Verständnis für die Rollen von Mann und Frau vorherrscht. Daher haben wir schon erlebt, dass es Mitarbeitern aus anderen Kulturkreisen schwerfällt, wenn sie Dienstanweisungen von einer vorgesetzten Frau befolgen sollen. Bei TalentsBridge können unsere Werte und kulturellen Gegebenheiten in Deutschland sehr früh zur Sprache gebracht werden. Grundsätzlich glaube ich, dass solche Projekte ganz einfach auch als Verständigung zwischen Ländern und Kulturen wichtig sind.