Strafabgabe für alle Berliner Unternehmen droht!

Ab 2027 droht die Ausbildungsplatzabgabe.

Das Gesetz würde jedes Unternehmen zusätzlich belasten ohne die eigentlichen Probleme auf dem Ausbildungsmarkt zu lösen. Statt mehr Ausbildung drohen mehr Bürokratie, Klagen und Unsicherheit.

Start-ups

Business Angel Jens Lapinski: „Berlin ist die Software-Stadt“

Jens Lapinski beteiligt sich mit seinem Superangel-Fonds Angel Invest an fast 100 Start-ups pro Jahr. Angel Invest ist damit einer aktivsten Frühphasen-Investoren in Europa. Für Lapinski spielt die Start-up-Szene der Bundeshauptstadt in einer Liga mit Paris und London. Doch er warnt davor, dass Berlin seine Anziehungskraft verlieren könnte, wenn die weichen Standortfaktoren nicht stimmen.

Mann mit dunkelblauem Pullover und hellblauem Hemd steht mit verschränkten Armen in einem Türrahmen.

Jens Lapinski

Berliner Wirtschaft: Wie ordnen Sie die Berliner Start-up-Szene im nationalen und internationalen Vergleich ein? 

Jens Lapinski: In Deutschland ist sie noch immer die Nummer eins, aber Berlin hat ein Problem: Die großen amerikanischen Tech-Giganten wie Microsoft, Meta oder Google haben ihre Deutschland-Zentralen in München und Hamburg angesiedelt, nicht in Berlin. Und dafür gibt es einen Grund: München beispielsweise empfinden viele Senior-Entwickler, die Familie haben, als attraktiver. Berlin zieht aber immer noch junge Leute an, deshalb gibt es hier viele gute Softwareentwickler. Aber sobald die Gründer oder Top-Leute etwas reifer sind und eine Familie gründen, ziehen Sie oft ins Umland oder in andere Städte, weil sie hier mit der Lebensqualität nicht zufrieden sind. 

Was fehlt Berlin denn?

Es ist kein Problem der Wirtschaftsförderung, es ist ein Problem der weichen Standortfaktoren. Berlin darf sich nicht auf den Erfolgen der 2010er-Jahre ausruhen. Damals war Berlin billig und zog schon deshalb junge Leute an. Heute sind die Mieten gestiegen und die Ansprüche der damaligen Gründer haben sich geändert. Funktionierende Schulen, Sauberkeit, Sicherheit – das sind ganz, ganz wichtige Standortfaktoren. Junge Leute fühlen sich immer noch angezogen, aber wenn Berlin relevant bleiben will, muss die Stadt sicherstellen, dass man hier nicht nur gut feiern, sondern auch gut mit Familie leben kann. 

Junge Leute fühlen sich immer noch angezogen, aber wenn Berlin relevant bleiben will, muss die Stadt sicherstellen, dass man hier nicht nur gut feiern, sondern auch gut mit Familie leben kann.“
Jens Lapinksi Investor
Fällt Berlin aufgrund der steigenden Mieten als Start-up-Standort zurück?

Natürlich wäre es schön, mehr günstigen Wohnraum zu haben. Aber da München als der auf nationaler Ebene hauptsächlich konkurrierende Standort noch teurer ist, sehe ich in dieser Hinsicht kein großes Problem für Berlin 

Und wie ordnen Sie Berlin im europäischen Vergleich ein?

Berlin misst sich mit Paris und London. London ist als Start-up-Standort noch immer stark, hat aber durch den Brexit verloren. Der wichtigste KI-Standort in Europa ist Paris, die Regierung hat die Start-up-Szene stark gefördert. Hinter diesen drei Hauptstädten kommen noch weitere wichtige Städte wie Stockholm, München, Zürich oder Barcelona hinzu.

In welchem Bereich ist die Berliner Start-up-Szene besonders stark – E-Commerce, Fintechs, KI oder Deeptech?

Berlin kann man gut als Software-Stadt denken. Zuerst Software für E-Commerce, dann Software für Fintech, dann Software für Crypto, jetzt Software für Künstliche Intelligenz. Bei Deeptech ist zum Beispiel München stärker. Berlin fehlen die starken technischen Universitäten oder große Technologiefirmen. Hardware Technologie-Start-ups sind oft Universitäts-Ausgründungen oder die Leute kommen von großen Firmen, und die sitzen hauptsächlich aus Süddeutschland, insbesondere München, oder auch in der Schweiz. Berlin ist die Software-Stadt, es spielt keine Rolle, ob es um E-Commerce, Fintech, Krypto oder KI geht – am Ende ist das alles Software. Was die Stadt immer ausgezeichnet hat, war die Arbeitskultur: Junge Menschen kamen hierher, haben gut gelebt und einfach sehr hart gearbeitet. Die Stadt muss in Zukunft auch für ältere Entwickler mit Familie interessant sein, das kommt hauptsächlich durch weiche Standort Faktoren.

Sie sichten mit Ihrem Netzwerk pro Jahr 2.500 bis 3.500 Start-ups, 250 bis 350 analysieren Sie intensiv. Welche Erkenntnisse ziehen daraus über die Erfolgsfaktoren erfolgreicher Gründer?

Es geht immer um drei Faktoren, die zusammenkommen müssen: Team, Markt und Produkt. Das heißt: Das Gründer-Team darf sich selbst durch interne Streitigkeiten nicht lähmen, sie müssen rausfinden, was die Kunden wollen und sie müssen schließlich dafür eine Lösung bauen können.